Deutsche Sprache hat international nur noch geringe Bedeutung
Berlin: (hib/WOL) Die deutsche Sprache spielt international als Wissenschaftssprache nur noch eine geringe Rolle, wie übrigens alle Sprachen außer Englisch, erklärt die Bundesregierung in der Antwort( 14/8203) auf eine Große Anfrage von SPD und Bündnis 90/Die Grünen ( 14/6659). Danach wird Englisch bei wissenschaftlichen Publikationen ein Anteil bis zu 90 Prozent zugeschrieben. Der Anteil wissenschaftlicher Publikationen in Deutsch sei auf wenige Prozent geschrumpft, da wissenschaftliche Publikationen zunehmend nur noch englischsprachige Beiträge akzeptierten. Da die internationale Fachöffentlichkeit nicht-englische Publikationen kaum noch zur Kenntnis nehme, würden nun auch deutschsprachige Wissenschaftler ihre Beiträge vorwiegend in englischer Sprache veröffentlichen. Versuche, sich gegen diesen globalen Trend zu stemmen, seien wenig sinnvoll und wohl im vornherein zum Scheitern verurteilt, heißt es. Gleichwohl sei richtig, dass Deutsch-Kenntnisse von Ausländern bei Wirtschaft und im Handel eine wichtige zusätzliche Qualifizierung bedeuteten und zu einem Vorteil im beruflichen Wettbewerb führten.
Zur deutschen Sprache im Inland werden Bestrebungen der Länder begrüsst, in der Schule mehr Gewicht auf Deutschkenntnisse und bessere Sprachfähigkeit zu legen. Als "zentrales Mittel der Verständigung und wesentliche Grundlage unserer Kultur" bestehe ein elementares Interesse des Bundes an der Förderung deutscher Sprache, er habe aber grundsätzlich keine gesetzgeberische Kompetenz. Dies habe das Bundesverfassungsgericht im Juni 1998 verdeutlicht. Für nicht geeignet hält die Regierung Sprachschutzgesetze, wie sie in Frankreich seit sieben und in Polen seit zwei Jahren bestehen. So sei ein Einfluss auf den alltägliche Sprachgebrauch oder die Minderung von Fremdwörtern nicht erkennbar. Leistungen des Bundes gab es 2001 mit 256 Millionen DM zur sprachlich-gesellschaftlichen Integration von Spätaussiedlern, Asylberechtigten und Kontingentflüchtlingen. Ein Garantiefonds von 143 Millionen DM stand außerdem zur Integration ausländischer Schulpflichtiger oder deren Vorbereitung auf ein Hochschulstudium zur Verfügung und weitere 42 Millionen DM für deutsche Sprachkurse ausländischer Arbeitnehmer.
Als eines der wichtigsten Ziele auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik bezeichnet die Regierung das verbesserte Verständnis deutscher Sprache im Ausland. 2001 seien dafür über 480 Millionen DM aufgewendet worden. Insgesamt stünden mehr als 40 Prozent des Kulturhaushalts des Auswärtigen Amtes in Verbindung mit Fördermaßnahmen. Das Goethe Institut Inter Nationes (GIIN) biete pro Jahr ca. 140 000 Personen Deutschkurse in 103 Kulturinstituten. Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) entsende rund 1700 Lehrkräfte in die deutschen Schulen von GUS-Staaten und nach Osteuropa sowie 180 Lehrkräfte an zehn europäische Schulen der EU. Der Deutsche Akademische Auslandsdienst (DAAD) vermittle 500 Lektoren an Germanistik-Fakultäten und zur Vorbereitung ausländischer Deutschlehrer in 90 Ländern und der Pädagogische Austauschdienst (PAD) biete jährlich 1100 deutschen sowie 1100 ausländischen Fremdsprachenassistentinnen und -assistenten eine Fortbildung. Strukturelle Chancen im Ausland sieht die Regierung zudem durch die Entschließung des EU-Bildungsministerrates vom 29. November 2001 zur Förderung der Sprachenvielfalt und des Erwerbs von Sprachkenntnissen. Bei zwei Fremdsprachen unter besonderer Berücksichtigung der Nachbarstaaten werde Deutsch tendenziell begünstigt, weil die Bundesrepublik neun angrenzende EU-Nachbarn habe.