Mittelstandskredite im Osten könnten teurer werden
Berlin: (hib/VOM) Für den ostdeutschen Mittelstand wird es auch nach den Beschlüssen von "Basel II" noch Kredite geben, betonte der Verbandsgeschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Claus-Friedrich Holtmann, am Mittwochmittag im Ausschuss für die Angelegenheiten der neuen Länder. Allerdings könne es im Osten eher zu Kostensteigerungen bei den Krediten kommen, während im Westen, etwa im Rhein-Main-Gebiet, Kostensenkungen möglich seien. Holtmann informierte die Abgeordneten über die Auswirkungen der in Basel noch laufenden Verhandlungen über eine neue internationale Eigenkapitalvereinbarung der Kreditinstitute ("Basel II") auf Unternehmen in Ostdeutschland. Die Kreditnehmer seien nicht auf ein externes Rating, also eine Bonitätsbewertung, die außerhalb der kreditgebenden Institute vorgenommen wird, angewiesen, sondern könnten sich auch für das bankinterne Rating entscheiden. Beides werde sie jedoch belasten. Der Kunde werde sich künftig überlegen müssen, welche Daten er der Bank liefern wolle. Die Bank wolle Transparenz haben, so Holtmann. Je umfassender die Unterlagen seien, die der Antragsteller einreiche, desto besser werde das Rating ausfallen. Für größere Mittelständler könnte ein externes Rating sinnvoll sein, wobei in den neuen Ländern allerdings nicht viele Unternehmen dafür in Frage kämen, sagte der Verbandsgeschäftsführer.
Generell meinte Holtmann, die deutschen Kreditinstitute könnten die zu erwartenden Baseler Beschlüsse nicht völlig ablehnen, sondern müssten sich auf neue Gegebenheiten einstellen. Die Grundüberlegung, dass sich die Kreditvergabe am Risiko orientieren müsse und dass risikoreichere Kredite teuerer sein müssten als risikoarme Kredite, sei richtig. In Ostdeutschland sei die Risikoneigung zwei- bis zweieinhalb Mal so hoch wie im Westen. Die deutschen Verhandlungsführer in Basel müssten deutlich machen, dass die deutschen Banken viele kleine Kredite vergeben würden. Es sei zu überlegen, so Holtmann weiter, ob man nicht Malus- oder Bonusregelungen einführt, je nachdem, wie "granular", also in viele Kleinkredite zersplittert, ein Geschäft ist. Dies sei durchaus keine deutsche Spezialität. Ferner sei darauf zu achten, dass die Gleichberechtigung von internem und externem Rating sichergestellt ist und dass die Offenlegungspflichten nicht überzogen werden. Insgesamt würden die Spielräume bei der Kreditvergabe kleiner, "Basel II" werde zu mehr Formalisierung und Reglementierung führen.