Limbach: Goethe-Institut Inter Nationes sucht nach neuem Selbstverständnis
Berlin: (hib/WOL) "Gerade jetzt, wo die Integration der EU ansteht, ist es eine Aufgabe des Goethe-Instituts Inter Nationes, die Vielfalt in der Einheit aufzuzeigen", erklärte Professor Jutta Limbach, die neue Präsidentin des Goethe-Institut Inter Nationes (GII) am Mittwochnachmittag ge-genüber den Mitgliedern des Ausschusses für Kultur und Medien. Die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts wird am 21. Mai offiziell in ihr Amt als Präsidentin des GII eingeführt. Zur Frage der Aufgabenstellung des GII angesichts knapper Haushaltsressourcen und einer notwendigen organisatorischen Verschlankung etwa durch Kooperation mit Einrichtungen anderer Staaten sagte Limbach, die föderale Struktur Deutschlands und seine Form von Stabilität seien sowohl für die EU-Partner als auch für die Länder in anderen Kontinenten von Interesse. Als Beispiel nannte sie Korea, wo es auch um Wiedervereinigungsfragen, Wege über die Grenzen und die Bewältigung der Teilung gehe.
Nach den Worten Limbachs hat man im GII damit begonnen, ein neues Selbstverständnis zu finden. Inhaltliche Fragen würden vor dem Hintergrund der knapper Kassen offen diskutiert, um ein optimistisches Bild zu entwickeln. Weitgehende Übereinstimmung gebe es bei Aufgaben und beim Kulturverständnis sowie beim Ziel einer "Kultur für alle". Danach dürfe das GII nicht nur intellektueller Treffpunkt für die Eliten anderer Länder sein, sondern müsse auch Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche werden. Dies sei freilich nicht einfach angesichts der Tatsache, dass auf Grund der Mittelsituation seit acht Jahre kein neues Personal eingestellt worden sei und das Durchschnittsalter des Personals der Organisation "über 50" liege. Die Aufgabe von GII, sprachlich und kulturell ein zutreffendes Deutschlandbild zu vermitteln, sei nur langfristig erreichbar, betonte Limbach. Die Einrichtung des Goethe-Instituts in Kabul, Afghanistan, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies eine Ausnahmesituation sei.
Zur Frage des Dialogs mit dem Islam erklärte die GII-Präsidentin, hier müsse zunächst eine intellektuelle Verständigungsbasis geschaffen werden. Islamischen Gesprächspartnern, die in einem säkularisierten, einem aus kirchlicher Bindung herausgelösten Staatsgefüge einen gottlosen Staat sähen, müsse deutlich gemacht werden, dass die pluralistische Ordnung durchaus religiöse und moralische Bindungen habe. Um zu einem Dialog zu gelangen, müsse das Bild korrigiert werden. Auch GII-Generalsekretär Joachim-Felix Leonhard hält eine bessere Abstimmung im Dialog mit islamisch geprägten Ländern für notwendig, wie er im Ausschuss verdeutlichte. Darüber hinaus sei eine starke Zentralverwaltung erforderlich, um Inhalte zu transportieren und das GII erfolgreich umzugestalten. So müsse die Fusion von Goethe-Institut und Inter Nationes "real noch zu Ende gebracht werden". Dabei müsse der Abbau von 59 Stellen innerhalb von sechs Jahren aufgefangen werden. Fortschritte im europäischen Kontext gebe es bereits durch regelmäßige Treffen mit dem British Council und dem Institut Français. Außerdem würden vorbildliche Veranstaltungen in Europa und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und den USA unter anderem durch ein niederländisches Unternehmen, einen deutschen Sportwagenhersteller und die Herrhausen-Stiftung gesponsert.