Rede von Herrn Klaus Lantermann zur Eröffnung der Ausstellung "Das Parlament im Blickpunkt"
Es gilt das gesprochene
Wort
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Freunde,
dass so viele zur Eröffnung dieser Ausstellung "Bundestag im Blickpunkt" gekommen sind, freut mich ganz besonders. Denn hier sehen Sie nicht nur die faszinierenden Fotos des Ehepaars Kohlmeier, sondern gewinnen auch einen Einblick in eine wichtige Etappe meines Berufslebens. Schließlich hatte ich in den vergangenen fünf Jahren als zuständiger Redakteur für "Blickpunkt Bundestag" selbst stets den "Bundestag im Blickpunkt".
Nun stehe ich hier und soll - so sagt das Programm - eine Einführung in diese Ausstellung geben. Womit beginne ich? Am besten mit dem Anfang. Der war eine Frage an Angelika Kohlmeier: "Können sie eigentlich auch was anderes als 360-Grad-Fotos?" Diese Frage hat sie damals bejaht. Und die beiden Kohlmeiers bejahen sie immer wieder. Das beweist diese Ausstellung ihrer vielen Fotos, die seitdem für den "Blickpunkt Bundestag" entstanden sind.
Das mit den 360-Grad-Fotos muss ich wohl erklären. Kohlmeiers hatten mit großem Erfolg für "Encarta", die digitale Enzyklopädie von Microsoft, 360-Grad-Fotos aus Deutschland und aus Afrika gemacht und sollten nun auch ein solches Foto von der Kuppel des Reichstagsgebäudes aus schießen. Dazu musste Angelika die Gondel besteigen, mit deren Hilfe die Glasflächen der Kuppel regelmäßig gereinigt werden. Das Ergebnis war ein Leporello-Faltblatt, das den Besuchern der Kuppel die Orientierung über das Parlamentsviertel erleichtert.
Der Kontakt mit den Menschen, die dort oben die Glasreinigung besorgen, führte zur ersten Kohlmeier-Fotoreportage im Blickpunkt. Sie erschien im Dezember 1999 und hieß "Der Kuppelputzer". Sie war ein Teil der Blickpunkt-Serie "Menschen im Bundestag". Ausgabe für Ausgabe wird eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter vorgestellt. Dabei lernt der Leser einen interessanten Menschen kennen und gleichzeitig den Bereich, in dem der Porträtierte im Bundestag arbeitet.
Ich muss kurz erklären, dass Sie diese Fotos im Bereich der Ausstellung finden, die das Motiv "Menschen" umfasst. Wenn Sie in die andere Richtung gehen, sehen Sie die Motive Architektur und Details.
Die Menschen, die im Bundestag arbeiten, sind ohne Zweifel das wichtigste Thema im Blickpunkt Bundestag und damit auch Motive der Fotos von Angelika und Bernd Kohlmeier. Selbstverständlich spielen auf ihnen die Abgeordneten die Hauptrolle. So wird regelmäßig ein Mitglied des Bundestages einen Tag lang begleitet. Schließlich soll der Leser erfahren, dass die Präsenz im Plenum nicht im Zentrum der Arbeit eines Abgeordneten steht.
Sie werden in diesem Teil der Ausstellung all die Fotos zu Reportagen finden, für die sich drei Menschen einen langen Arbeitstag lang an die Fersen von Abgeordneten heften. Neben Kohlmeiers ist dies Kathrin Gerlof, die Autorin fast aller Texte. Diese drei sind im Laufe der Jahre zu einem Team geworden. Die Fotos stehen ja nicht für sich allein. Sie brauchen den Text, den in den meisten Fällen Kathrin verfasst hat. Sie drei gemeinsam haben in den letzten fünf Jahren dem Blickpunkt ein Profil gegeben.
Sie sehen auch Aufnahmen, für die die beiden Fotografen eine besondere Szene arrangiert haben, sei es für den Abgeordneten Hemker in seinem Neopren-Anzug im Wannsee oder für die Mitglieder des Verteidigungsausschusses auf dem Pariser Platz. Solche Aufnahmen werden akribisch vorbereitet. Schon Stunden vor dem Eintreffen der abzulichtenden MdB testen Kohlmeiers ihre Kameraeinstellungen und markieren, wo sich die Darsteller aufzustellen haben.
Besonders viel Sorgfalt erfordern Aufnahmen, für die alle Mitglieder eines großen Ausschusses gemeinsam aufs Foto gebannt werden sollen. Da klappt es nicht bei allen so gut wie damals beim Verteidigungsausschuss, und manch Abgeordneter tanzt erst mal aus der Reihe. Wenn sich dann aber die Kamera im Kreis dreht und Angelika und Bernd unterm Stativ auf Tauchstation gehen, um nicht selbst aufs Bild zu kommen, dann freut sich der fotografierte Mensch. Ob das nun ein Angehöriger des Stammes der Massai ist, bei denen die beiden diese Technik das erste Mal angewandt haben, oder ein hochmögendes Mitglied eines wichtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages.
Kohlmeiers fotografieren übrigens am liebsten mit natürlichem Licht. Das heißt, ihre menschlichen Motive müssen bei wenig Beleuchtung mal zehn Sekunden ganz still stehen. Was für manchen Politiker nicht ganz leicht ist. Aber selbst ein Bundestagsvizepräsident hat es geschafft, für ein gutes Foto mal so lang die Luft anzuhalten.
Ganz anders aber die Porträts. An denen ist nichts arrangiert. Bei denen schlägt Angelika immer erst zu, wenn das Opfer durch das Gespräch mit Kathrin, der Autorin, abgelenkt ist. Dann kommen auch die, die es gewöhnt sind, sich angesichts einer Kamera in Positur zu stellen, auf einmal ganz natürlich rüber.
Wenden wir uns nun den beiden anderen Abteilungen der Ausstellung zu, der Architektur und den Details, die oft ja auch mit Architektur zu tun haben. Angelika und Bernd Kohlmeier, die Bayerin und das Nordlicht, sind Spezialisten für Architektur. Schließlich haben sie zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn für Baufirmen gearbeitet, unter anderem auch Formziegel abgelichtet, man könnte auch sagen: porträtiert. Das kommt ihnen zugute, wenn sie heute - oft für das Titelbild des Blickpunkts - die faszinierende Architektur der neuen Bundestagsgebäude einfangen.
Noch ein Wort zu den Details. Sie sind entstanden, weil ein Magazin wie Blickpunkt Bundestag dem Leser bei der Fülle der gebotenen Informationen auch einen Platz zum Ausruhen anbieten sollte. Der sollte einfach angenehm sein, entspannend, dem Auge und - mit seinen Textminiaturen - auch dem Geist etwas bieten.
Nun aber sollen die Fotos für sich sprechen. An der Stirnwand finden Sie Originalvergrößerungen von Fotos für Artikel im Blickpunkt. Eine Reihe von ihnen sind unveröffentlicht, weil Kohlmeiers immer sehr viel mehr Aufnahmen liefern als abgedruckt werden können. Und nicht immer wählte die Redaktion die Bilder aus, die die beiden Fotografen für die besten hielten. Bei der Auswahl für diese Ausstellung durfte ihnen aber dieses Mal kein Redakteur reinreden.
Am Fuße der großen Fotos finden Sie Hinweise auf den passenden Artikel im Blickpunkt. Und wenn Sie's ganz genau wissen wollen, dann finden Sie diesen Artikel mit der entsprechenden Nummer auf den Stellwänden auf der anderen Seite des Gangs. Und gucken Sie genau hin. Einige von Ihnen werden sich wiederfinden.
Bevor wir jetzt den Improvisationen mit Horn und Fagott lauschen, möchte ich auch im Namen von Angelika und Bernd Kohlmeier all denen danken, die diese Ausstellung ermöglicht und gefördert haben, vor allem Frau Kerstges, Herrn Thomas und Herrn Fleischhauer.
Vielen Dank fürs Zuhören und viel Spaß mit der Ausstellung.