ANHÖRUNG ZWEIER AUSSCHÜSSE BEI DER ITB Sportliche Großereignisse als Vehikel für Tourismus(to) An der positiven Entwicklung des Deutschland-Tourismus im vergangenen Jahr hatten so genannte Event- und Erlebnisreisen einen großen Anteil. Dies betonte die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), Ursula Schörcher, am 13. März in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Tourismus und des Sportausschusses anlässlich der Internationalen Tourismus-Börse im Internationalen Congress-Centrum in Berlin. Die Abgeordneten hörten neun Sachverständige zum Thema "Sportliche Großereignisse als Wirtschaftsfaktor für den Tourismus". Solche Großereignisse werden nach den Worten Schörchers immer mehr zu touristischen Statussymbolen, bei denen hohe Zuwachsraten zu verzeichnen seien. Bei der Reiseplanung stünden sie bereits an sechster Stelle. Event-Reisen brächten in kurzer Zeit auch mehr Geld ein als längere Reisen. Im Marketing würden Events als Vehikel benutzt, um zusätzliche Reisen zu bewirken. Die Medienberichterstattung über diese Events mache eine Region oder einen Ort in der Öffentlichkeit bekannt. Weil sie den Standort förderten, hätten die Großereignisse positive wirtschaftliche Gesamteffekte, urteilte die DZT-Chefin. In der Werbung müsse das "wetterunabhängige Angebot" Deutschlands stärker dargestellt werden. Mit Bahn und Bus anreisenDiesen Aspekt hob auch Kurdirektor Michael Schmidl aus Oberstdorf hervor. Der Ort lebe zu über 90 Prozent vom Tourismus. 60 Prozent der Übernachtungen entfielen auf den Sommer, 40 Prozent auf den Winter, wobei seit Jahren eine steigende Tendenz zugunsten des Winters zu beobachten sei. Veranstaltungen wie die Vierschanzentournee würden die Wirtschaftskraft Oberstdorfs, aber auch der umliegenden Gemeinden, fördern. Wichtig sei, dass zu Großveranstaltungen umweltfreundliche Bahnreisen und ein Bus-Pendelverkehr angeboten werden. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, Christian Ehlers, plädierte dafür, dass sich die Beteiligten bei der Planung von Stadien und Sportstätten mit der Tourismuswirtschaft absprechen. Auch sollten sie diese Ereignisse nicht für Zeiten planen, in denen die regionale Tourismuswirtschaft bereits ausgelastet ist. Der Sport habe aus der Sicht des Auslandes einen hohen Stellenwert, sagte Ehlers. Daraus sollte für die deutsche Tourismuswirtschaft Kapital geschlagen werden.Auf die hohe Wirksamkeit von Sportveranstaltungen mit langen Übertragungszeiten in den Medien wies auch Ernst Wittmann, Kurdirektor im Berchtesgadener Land, hin. Diese Ereignisse würden Aktivitäten von Firmen nach sich ziehen. Die Förderung von Sportstätten stelle daher eine echte Strukturförderung dar. Eine "gewisse Nachhaltigkeit" verlangte Alfons Meyer, Geschäftsführer des Touristikservices Ahr, Rhein, Eifel, von den Großveranstaltungen. Sie könnten negative Einflüsse, wie die Einschnitte im Gesundheitswesen, unter Umständen wieder wettmachen. Dies sah auch Kurdirektor Michael Steinbach aus Bad Dürrheim so. Der Ruder-Olympiasieger von 1992 erinnerte daran, dass Garmisch-Partenkirchen durch die Olympischen Winterspiele von 1936 zum führenden deutschen Wintersportort geworden sei. 2.500 ArbeitsplätzeWalter Kafitz, Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH, schätzt, dass rund 2.500 Arbeitsplätze in der Eifelregion vom Nürburgring abhängen. Die Formel 1 sei die größte, aber nicht die einzige Veranstaltung an der Rennstrecke. Stefan Wirbser, Bürgermeister der Gemeinde Feldberg im Schwarzwald, berichtete, es sei gelungen, den Schwarzwald als Zielort für Mountainbike-Fahrer zu etablieren. Aus der ehemals eher antiquierten Sportart Skispringen sei wieder eine "junge Sportart" geworden, sagte Wirbser mit Blick auf die Erfahrungen in Schwarzwaldgemeinden. Für Professor Reiner Stäglin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung werden Sportveranstaltungen immer mehr als ökonomische Großereignisse identifiziert. So würden die Konsumausgaben ausländischer Touristen, die zu einer Weltmeisterschaft anreisen, das Bruttoinlandsprodukt erhöhen. |