STELLVERTRETENDER GENERALDIREKTOR IM AUSSCHUSS
IAO: Unternehmen zur Absicherung globaler Standards heranziehen
(as) Unternehmen sollen zunehmend zur Absicherung globaler Mindestnormen im Sozialbereich herangezogen werden. Diese Meinung vertrat Kari Tapiola, stellvertretender Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), am 17. Mai in der Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Soziales.
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Kari Tapiola (rechts), stellvertretender Direktor der Internationalen Arbeitsorganisation, mit der Ausschussvorsitzenden Doris Barnett (SPD). |
Angesichts der weiter fortschreitenden Globalisierung und der beinahe universellen Marktwirtschaft reiche es nicht aus, Richtlinien für soziale Mindeststandards im Rahmen der IAO zu vereinbaren. Es sei notwendig, mit den Unternehmen konkrete Absprachen zur sozialen Absicherung der Arbeitnehmer zu treffen, so Tapiola.
Im Vergleich zur Lage Anfang der neunziger Jahre befänden sich heute 90 Prozent der Arbeitnehmer in den Industrieländern in einer Situation, in der sie einem größeren Wettbewerbsdruck ausgesetzt seien. Daher kämen auf die IAO besondere Aufgaben zu. Zu den größten Herausforderungen gehört es nach Ansicht Tapiolas, die Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit weltweit zu stärken und den Boden für geregelte Tarifverhandlungen zu bereiten. In den Augen des Vertreters der IAO reicht es aber nicht aus, bei der "Theorie" zu bleiben. Es sei zum Beispiel notwendig, den sozialen Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch konkrete Schritte zu fördern. Die Bemühungen um soziale Mindeststandards hätten weitreichende Konsequenzen, so Tapiola weiter. Schon ein minimales soziales Sicherungssystem in den betroffenen Ländern hätte die Auswirkungen der Finanzkrise in Ostasien im Jahre 1997 beträchtlich abgemildert. Allerdings seien auch erhebliche Differenzen zu erwarten. Mehr als eine Milliarde Menschen lebe in armen Ländern und müsse mit einem Dollar pro Tag auskommen. Die materiellen Unterschiede seien ein wesentliches Hindernis auf dem Weg zu globalen Standards.