ÖFFENTLICHE ANHÖRUNG IM SPORTAUSSCHUSS
Sachverständige: Zu wenig Sport schadet der Entwicklung von Kindern
(sp) Immer weniger Kinder treiben Sport, haben Experten festgestellt. Dies hat nicht nur gesundheitliche Folgen, sondern auch negative Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung. Was zur Verbesserung der Bewegungserziehung im Vorschulalter getan werden soll, hat der Sportausschuss in einer Anhörung am 20. Februar beraten.
Lorenz Peiffer vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Hannover erklärt in seiner schriftlichen Stellungnahme, bei Einschulungsuntersuchungen werde der Gesundheitszustand der Kinder schlecht bewertet. Fehlende frühkindliche Bewegungserziehung habe negative Auswirkungen auf die gesundheitliche, soziale, kognitive und motorische Entwicklung der Kinder. So hätten 60 Prozent der Kinder Haltungsschäden, 30 Prozent litten an Übergewicht und 40 Prozent zeigten Schwächen in der "koordinativen Fähigkeit".
Renate Zimmer vom Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaft der Universität Osnabrück betont, zwar biete jeder Kindergarten Bewegungsangebote, diese seien aber in Ausstattung und Qualität sehr unterschiedlich. Die Palette reiche von streng reglementierten Turnstunden bis hin zu so genannten freien "Bewegungsbaustellen". Zudem sei die Ausbildung wie auch das Fortbildungsangebot für Erzieher lückenhaft. Die Ausbildung sei nur in Grundpositionen bundesweit geregelt, die Ausgestaltung der Lehrpläne liege in der Verantwortung der Länder. Feststellbar seien erhebliche Differenzen hinsichtlich Umfang und Inhalt des Faches "Sport/Bewegungserziehung".
Das stark gestiegene Interesse an Sporterziehung gründe sich auf zunehmende Auffälligkeiten bei Vorschulkindern und die stärkere Diskussion des Themas in den Massenmedien, sagte Regina Köhlinger, Leiterin der Kindertagesstätte "Bärenland". Im Vergleich mit anderen Ländern kümmerten sich deutsche Eltern wenig um die Bewegungserziehung ihrer Kinder und überließen das lieber Institutionen und Vereinen.
Horst Ehni vom Institut für Schulpädagogik der Universität Hamburg forderte ein Umdenken aller Beteiligten. Die Wissenschaft müsse die Bedeutung frühkindlicher Bewegungserziehung für die weitere Entwicklung erforschen und die Politik sei aufgefordert, das zu fördern und Ergebnisse in gesellschaftliche Vorgaben umzusetzen. Im Vordergrund stehe dabei wohl die Ausbildung der Erzieher.