ANHÖRUNG ZUR PISA-STUDIE
Die Experten sparen nicht mit Kritik am deutschen Bildungssystem
(bf) PISA ist die Abkürzung für "Programme for International Student Assessment". An dieser bislang größten Bildungsstudie beteiligen sich weltweit insgesamt 32 Staaten, durchgeführt wird PISA von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris. Das erklärte Professor Jürgen Baumert vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung am 20. März bei einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung.
Alle drei Jahre messe PISA die Leistungen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in den Bereichen Leseverständnis, Mathematik und Naturwissenschaften. Die Studie habe das Ziel, vergleichbare Daten über die Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme der einzelnen Staaten zu liefern. PISA solle die Stärken und Schwächen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern erfassen und klären, wie gut die Jugendlichen auf die Anforderungen einer modernen Wissensgesellschaft vorbereitet sind, so Baumert weiter.
Die Untersuchung habe Folgendes ergeben: Die deutschen Schülerinnen und Schüler rangierten in allen drei Kompetenzen im unteren Drittel. Dieses Ergebnis war nach Baumerts Angaben prognostizierbar, da Deutschland über Jahre hinweg mit geschönten Tests gearbeitet habe. Alarmierende Defizite zeigten die Jugendlichen der PISA-Studie zufolge bei der Lesefähigkeit, einer Schlüsselkompetenz neben der mathematischen Grundbildung.
Zehn Prozent der Befragten mangele es an jeglichem Textverständnis, weitere 13 Prozent schafften es eben, elementarste Inhalte von Texten zu begreifen, legte der Wissenschaftler dar. Der Anteil der schwachen und extrem schwachen Leser sei mit fast 23 Prozent für Industriestaaten ungewöhnlich hoch. Typische schwache Leser sind laut PISA Jugendliche aus Migrantenhaushalten oder aus sozial benachteiligten Familien. Auch in der mathematischen sowie der naturwissenschaftlichen Grundbildung liegen deutsche Schülerinnen und Schüler signifikant unter den OECD-Durchschnittswerten.