Leipzig muss sich bei seiner Olympiabewerbung auf eigene Stärken besinnen
Berlin: (hib/POT) Leipzig wird nur dann eine Chance haben, im Jahr 2005 den Zuschlag für die Olympischen Spiele zu bekommen, wenn es sich auf seine Stärke besinnt, kompakte, direkte und familiäre Olympische Spiele auszurichten. Ein Imitieren von Konzepten von konkurrierenden Megastädten sei hingegen nicht zielführend. Dies betonte Bernhard Jung, Olympiabeauftragter der Stadt Leipzig, am Mittwochnachmittag im Sportausschuss in seinem Bericht über den Stand der Vorbereitungen der Bewerbung zu den Olympischen Spielen im Jahr 2012. Jung hob besonders das neu erarbeitete Sportstättenkonzept hervor, wonach 97 Prozent der olympischen Wettbewerbe in einem Radius von zehn Kilometern stattfinden sollen. Temporäre Nutzung und "faszinierende Architektur" seien hierbei die zentralen Elemente. Insbesondere die Frage der Beherbergung der olympischen Gäste stelle eine große Herausforderung dar. Für die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geforderten 42 000 Zimmer habe man ein innovatives Beherbergungskonzept entworfen, das aus drei Elementen bestehe. Zum einen sei zu erwarten, dass die bestehenden Hotelkapazitäten bis 2012 um 1,5 Prozent jährlich wachsen werden; zum zweiten sei die Errichtung eines temporären Mediendorfs für 6000 Medienvertreter und drittens die Sanierung von Gründerzeitwohnungen und ihre Nutzung als temporäre Hotels in einer Größenordnung von 7000 Zimmern geplant.
Auf Nachfragen von Ausschussmitgliedern gab Jung zu, dass es nach dem Zuschlag für Leipzig als deutscher Olympiabewerberstadt Anlaufprobleme gegeben habe. Dies sei jedoch bei der Vielzahl von Partnern in Politik und Sportverbänden auf lokaler sowie auf Landes- und Bundesebene auch nicht verwunderlich. Mittlerweile funktioniere die Zusammenarbeit gut, erklärte der Leipziger Olympiabeauftragte weiter. Die Bewerbung von Leipzig müsse noch stärker als nationale Angelegenheit begriffen werden. Es sei jedoch nicht zu erwarten gewesen, dass die Euphorie vom April 2003 über mehrere Jahre hinweg aufrechtzuerhalten sei. Vielmehr müsse es darum gehen, einen Spannungsbogen aufzubauen. Nächstes wichtiges Ziel sei, dass Leipzig die erste Auswahlrunde überstehe, bei der im Juni 2004 aus den bisher zehn Bewerberstädten fünf bis sechs Kandidatenstädte vom IOC nach einer "harten" Evaluierung ausgewählt werden. Deshalb stünden handwerklich-technische Fragen der Bewerbung derzeit im Vordergrund. Jung kündigte außerdem an, dass Mitte Oktober die Entscheidung für das Logo und den Slogan für die Leipziger Olympiabewerbung fallen werde. Dann könnten auch Verträge mit Unternehmen geschlossen werden, die die Leipziger Bewerbung unterstützen sollen. 10 bis 15 Millionen Euro für die internationale Bewerbungsphase sollen auf diesem Weg akquiriert werden, erklärte er.
Die Gesamtkosten für die Olympischen Spiele, sollte Leipzig im Jahre 2005 den Zuschlag vom IOC erhalten, konnte Jung noch nicht abschließend beziffern. Dies werde gegenwärtig noch genau ermittelt. Er verwies darauf, dass die Bewerberstädte bei der deutschen Olympiaausscheidung mit Kosten in Höhe von 2,5 bis 2,9 Milliarden Euro gerechnet hatten. Der Rostocker Oberbürgermeister Arno Pöker, der das Konzept für die olympischen Segelwettbewerbe in Rostock vorstellte, bezifferte die Investitionskosten für den Bereich Segeln auf 850 Millionen Euro; davon sollten mehr als 50 Prozent privat finanziert werden. Jung und Pöker machten deutlich, dass das IOC von der Bundesregierung im nächsten Jahr die Abgabe einer politischen Garantieerklärung und eine Finanzierungszusicherung erwarte.