Ökonomische Auswirkungen des Dosenpfands sind umstritten
Berlin: (hib/RAB) Unklarheit herrscht über die ökonomischen Auswirkungen der Anfang dieses Jahres eingeführten Pfandpflicht auf Dosen und andere Einwegverpackungen. Der Umweltausschuss hat sich am Mittwochvormittag mit zwei Studien befasst, die in dieser Frage zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Janina Scheelhaase von der Schweizer Prognos AG verwies auf die Ergebnisse der Studie ihres Hauses, wonach im laufenden Jahr 2800 Arbeitsplätze in der Getränkebranche verloren gegangen seien. Für das nächste Jahr, nach der geplanten Novellierung der Verpackungsverordnung, sei sogar mit dem Verlust von bis zu 10 000 Arbeitsplätzen zu rechnen. Für das laufende Jahr im Vergleich zu 2002 müsse die Getränkeindustrie mit einem Umsatzverlust in Höhe von 850 Millionen Euro zurechtkommen. Für das nächste Jahr sei sogar mit bis zu 1,2 Milliarden Euro Umsatzverlust zu rechnen. Zu den ökologischen Auswirkungen des Dosenpfands erläuterte Gunther Motz von der Prognos AG, der Mehrweganteil im Getränkebereich sei im laufenden Jahr auf 70 Prozent gestiegen. Durch die Substitution von Einwegverpackungen durch Mehrwegverpackungen würden rund 0,4 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid ausgestoßen. Dies bedeute eine Verbesserung der Einsparungen des Ausstoßes von Kohlendioxid um zehn Prozent.
Ergebnissen einer "journalistischen Fachrecherche" der Freien Universität Berlin zufolge sind hingegen im laufenden Jahr in der Getränkebranche rund 10 000 neue Arbeitsplätze entstanden. Beim Umsatz sei mit einem Plus von rund zehn Prozent zu rechnen, erläuterte Lutz Mez unter Hinweis auf eine stichprobenartige Befragung der Verbände der Getränkeindustrie. Der Wissenschaftler kritiserte die Berichterstattung der Medien, die sich ausschließlich auf die negativen Auswirkungen der Einführung des Dosenpfands konzentriere. Insbesondere mittelständische Unternehmen und Privatbrauereien hätten teilweise beträchtliche Neueinstellungen gemeldet.
Fragen der Abgeordneten galten der Seriosität der beiden Studien. Von mehreren Seiten wurde die Vergleichbarkeit der Untersuchungen angezweifelt. Eine Vertreterin der Bundesregierung verwies auf die Aussage der Prognos AG, wonach die Resultate ihrer Studie nicht ausschließlich auf das Zwangspfand zurückzuführen seien.