Mittlerorganisationen: Kultur als Chance im globalen Wettbewerb nutzen
Berlin: (hib/KOS) In einer öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses haben Repräsentanten der mit auswärtigen Kulturaufgaben betrauten deutschen Mittlerorganisationen am Mittwochnachmittag ihre Arbeit präsentiert. Grundlagen der Diskussion waren dabei entsprechende Initiativen der Fraktionen ( 15/2659, 15/2647, 15/2258 und 14/9760). Dabei dankten sie den Ausschussmitgliedern für ihren Einsatz gegen Etatkürzungen und warnten einhellig vor finanziellen Einschnitten in der Zukunft: Ausgaben für Auswärtige Kulturpolitik dürften nicht als "Subventionen" eingestuft werden. Der Konkurrenzkampf der Globalisierung und die europäische Integration stellten deutsche Kultur- und Bildungsarbeit vor neue Herausforderungen, böten der Bundesrepublik aber auch enorme Chancen. Laut Max Huber, Vizepräsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), wächst der Hunger nach Bildung "dramatisch". So wollten derzeit weltweit zwei Millionen Menschen im Ausland studieren, in fünf Jahren seien drei Millionen zu erwarten. Besonders in China oder Indien gebe es wegen des wachsenden Bedarfs an Ärzten, Ingenieuren, Anwälten und anderen akademisch qualifizierten Berufstätigen ein enormes Interesse. Im hart umkämpften "globalen Bildungsmarkt" verstehe es der DAAD als seine Aufgabe, das Interesse ausländischer Studenten an Deutschland zu wecken, 37.000 der jährlich 52.000 DAAD-Stipendien gingen an Ausländer. DAAD-Generalsekretär Christian Bode ergänzte, die einst reine Stipendienorganisation habe sich damit in eine Einrichtung zur "Förderung der Internationalisierung deutscher Universitäten" gewandelt. Als Verein von 230 deutschen Hochschulen sei der DAAD ein "Instrument des kooperativen Föderalismus". Er warte davor, dieses Konzept bei einer Neuordnung des Bund-Länder-Verhältnisses in Frage zu stellen.
t)Die der Förderung "wissenschaftlicher Eliten" verpflichtete Alexander-von-Humboldt-Stiftung will über Netzwerke im Ausland Beziehungen zwischen künftigen Spitzenkräften anderer Staaten und Deutschland knüpfen, sagte Generalsekretär Georg Schütte und verwies darauf, ehemalige Stipendiaten seiner Stiftung übernähmen in ihren Heimatländern später häufig hohe Funktionen, "auch in der Politik". Man bemühe sich, künftige Spitzenkräfte in Staaten wie China und Indien zu identifizieren, die für Deutschland "Partner von morgen" seien. Derzeit errichte die Humboldt-Stiftung ein "Mobilitätszentrum", das ausländische Wissenschaftler beraten soll, die in die Bundesrepublik kommen wollen. Einen Schwerpunkt bei der Vermittlung von Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechten betonte Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts. In Südamerika kümmere man sich mit französischen und spanischen Partnern darum, den Transformationsprozess zu stabilen Demokratien zu unterstützen - ein Thema, dass nicht nur für Osteuropa von Bedeutung sei. In anderen Ländern diene das Goethe-Institut auch als "Hort und Zuflucht für kritische Intellektuelle". Generalsekretär Andreas Schlüter ergänzte, künftig konzentriere man sich weniger stark auf "Vollinstitute", sondern eher auf zahlreichere kleinere Dependancen "in der Fläche". Allein in Russland seien bereits 70 solcher "Stützpunkte" etabliert. Mit dem Mittel des Dialogs wolle "Goethe" vermehrt junge Leute mit der deutschen Kultur in Kontakt bringen. Diesem Zweck diene auch der Aufbau kleinerer Kulturzentren in der islamischen Welt in Kooperation mit ausländischen Partnern.
u)"Mit diesem Pfund müssen wir stärker wuchern", warb Kurt-Jürgen Maaß, Generalsekretär des Instituts für Auslandsbeziehungen für eine intensivere Präsentation moderner deutscher Gegenwartskunst jenseits der deutschen Grenzen. Sie finde weltweit in einem Ausmaß Beachtung wie schon lange nicht mehr. Präsident Alois Graf von Waldburg-Zeil berichtete, dass die von seinem Institut bislang im Ausland vermittelten Kunstausstellungen dieser Art bereits 800000 Besucher angelockt hätten. Auch die Resonanz in arabischen Staaten sei beachtlich. Das Deutsche Archäologische Institut sei keine klassische Mittlerorganisation, sondern eine Forschungseinrichtung mit vielen Außenstellen im vorderen und mittleren Orient. Gleichwohl haben sich laut Präsident Hermann Parzinger die Instituts-Niederlassungen im arabischen, russischen und asiatischem Raum zu Treffpunkten für internationale Wissenschaftler entwickelt. Mehr noch als Englisch könne Deutsch in der Archäologie weltweit als "lingua franca" gelten.
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