Deutsche Kur- und Heilbäder international besser vermarkten
Bad Schandau/Dresden: (hib/VOM) Die tourismuspolitischen Sprecher der Fraktionen im Deutschen Bundestag haben sich dafür ausgesprochen, die deutschen Kur- und Heilbäder international besser zu vermarkten. Zum Abschluss einer dreitägigen Informationsreise durch Kur- und Badeorte in Bayern, Tschechien und Sachsen betonten sie am Mittwoch in Bad Schandau (Sächsische Schweiz), die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) solle im Zuge ihrer Werbung für den Deutschlandurlaub verstärkt auch die Kur- und Heilbäder ins Szene setzen. Dabei müsse allerdings auch die Privatwirtschaft mitwirken. Der Geschäftsführer des Sächsischen Heilbäderverbandes, Helfried Böhme, berichtete, Sachsen schließe sich der allgemeinen Tendenz, Kurorte eher zu schließen und abzuwickeln, nicht an. Hier werde die Bestrebung der Gemeinden, Kurort zu werden, gepflegt, weil die Kurorte einen beachtlichen Beitrag zum Tourismus leisteten. Probleme gebe es im Bereich der Kindereinrichtungen und der Mutter/Kind-Kuren. Problematisch sei auch die Vergütung physiotherapeutischer Leistungen, bei denen im Osten nur 70 Prozent der westdeutschen Vergütungssätze erstattet würden, sodass kaum wirtschaftlich gearbeitet werden könne. Die Betreiber der Kureinrichtungen hätten sich schon früh nach Alternativen wie der privaten Kur sowie Gesundheits- und Wellnessangeboten umgesehen. Ein Manko in Sachsen seien hochwertige Kur- und Wellnesshotels. Böhme rief dazu auf, den Tourismus zu einer Pflichtaufgabe der Gemeinden zu machen. Was die Konkurrenz zu den benachbarten tschechischen Bädern angehe, so beobachte man die Entwicklung genau, arbeite aber auch zusammen. Auf preislichem Gebiet habe man zwar schlechte Karten, setze jedoch auf die hohe Qualität der Einrichtungen.
Die tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Brunhilde Irber, rief dazu auf, auf die Qualität zu achten. Wenn die Krankenkassen Mutter/Kind-Kuren nur restriktiv genehmigten, könne die Politik dies zwar ansprechen, aber nicht verändern. Auch die Vergütungssätze der Physiotherapie, die vom Bundesausschuss festgelegt würden, seien durch die Politik nicht zu ändern. Klaus Brähmig, tourismuspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, bezeichnete die Kurorte und -einrichtungen als Flaggschiffe in den jeweiligen Regionen, was die Arbeitsplätze angehe. Man müsse sich bemühen, die Wettbewerbsverzerrungen zwischen Deutschland und den neuen EU-Mitgliedstaaten abzubauen. Qualitätsstandards müssten angepasst werden. Brähmig rief die DZT auf, die neuen Länder stärker zu vermarkten. Der Anteil ausländischer Gäste im Osten liege bei vier bis sechs Prozent, während er in den westlichen Ländern zwölf bis 14 Prozent betrage. Undine Kurth, tourismuspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, sprach sich dafür aus, die Kur- und Heilbäder über ihre Qualität zu definieren. Ernst Burgbacher, tourismuspolitischer Sprecher der FDP, unterstrich die Bedeutung gleicher Wettbewerbschancen, etwa im Steuersystem. Wenn deutsche Krankenkassen Patienten zur Kur nach Österreich schickten, so müssten umgekehrt österreichische Krankenkassen auch Patienten nach Deutschland entsenden. Der Ausschussvorsitzende Ernst Hinsken (CDU/CSU) mahnte die Vertreter der deutschen Kurorte, sich angesichts der Konkurrenz jenseits der tschechischen Grenze "warm anzuziehen". Zum Abschluss der Informationsreise sagte Hinsken bei einem Gespräch mit dem sächsischen Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit, Martin Gillo, es gelte, die 600.000 deutschen Arbeitsplätze im Kur- und Bäderwesen zu erhalten. Es sei ein Anliegen des Ausschusses, in der EU zu einheitlichen Qualitätsstandards zu gelangen.