Ausschuss für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft
Berlin: (hib/SAS) Die Mehrheit der Entwicklungsländer und der
am wenigsten entwickelten Länder (LDC) kommen ohne eine
verbesserte landwirtschaftliche Produktion und gutes
Wassermanagement nicht aus, wenn sie Armut bekämpfen und ihre
Wirtschaft stärken wollen. Mit dieser Botschaft wandte sich
der Generaldirektor der Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Dr.
Jacques Diouf, bei einem Gespräch im
Verbraucherschutzausschuss am Freitagvormittag an die Abgeordneten
verschiedener Ausschüsse. In einem eindringlichen Appell rief
Diouf die Industrieländer dazu auf, kurzfristig Gelder zur
Verfügung zu stellen, um rechtzeitig gegen Naturkatastrophen
wie die Wanderheuschreckenplage in der Sahelzone Afrikas vorgehen
zu können. Auf Nachfrage der Abgeordneten bekräftigte
Diouf seine Zweifel, dass die Handelsliberalisierung allein die
Probleme bei der Nahrungssicherung in den LDCs lösen werde. Er
bezeichnete die Öffnung der Märkte in den
Industrieländern als eine notwenige, nicht aber als eine
hinreichende Bedingung dafür, dass sich die
landwirtschaftliche Situation in den ärmsten Ländern der
Welt verändert. Aus Sicht des FAO-Generaldirektors gilt es in
erster Linie das Wassermanagement in LDCs zu verbessern, wolle man
der landwirtschaftlichen Produktivität in diesen Ländern
auf die Beine helfen. Mit diesem Anliegen fördere die FAO 101
Länder beim Bau von kleinen Bewässerungssystemen oder
beim Brunnenbau sowie infrastrukturelle Aufgaben wie den
Straßenbau, die Lagerung, Konservierung und Verarbeitung von
Lebensmitteln. Diouf betonte, dass 30 Prozent der Ausgaben der FAO
bei so genannten Anti-Hunger-Programmen auf lokaler Ebene
getätigt würden. Bestimmt seien die Mittel auch
dafür, die Bevölkerung bei der Saatgutauswahl zu
unterstützen, indem Experten für den Wissenstransfer und
die technische Unterstützung bereitgestellt würden. Einem
FAO-Bericht zufolge hingen die meisten Nahrungsmittelausfälle
in armen Ländern des Südens mit einem mangelhaften
Wassermanagement zusammen. Vom Hunger betroffen seien 27 Prozent
der afrikanischen Bevölkerung. Diouf gab zu bedenken, dass nur
7 Prozent der bewirtschafteten Fläche bewässert
würde. Demgegenüber werde in Asien etwa 17 Prozent der
Anbaufläche bewässert. Auch werde in Afrika pro Hektar
bewirtschaftete Fläche nur 22 Kilo Dünger eingesetzt,
gegenüber 144 Kilo Dünger in Asien. Dennoch zeigte sich
der FAO-Generalsekretär optimistisch, dass der Hunger weltweit
überwunden werden könne. Alle im Bundestag vertretenen
Fraktionen würdigten die Darlegungen des
FAO-Generalsekretärs. Bündnis 90/Die Grünen
unterstrich das "große Interesse" des Deutschen Bundestages,
die Diskussion um Standards bei der Lebensmittelsicherheit bei der
Handelsliberalisierung nicht aus protektionistischer Sicht zu
führen. Seitens der SPD wurde die Schaffung eines Gremiums
angeregt, das die weltweite Ernährungssituation mit anderen
Themen verknüpft. Die FDP erkundigte sich nach der Verbindung
von Nahrungsmittelhilfe und Gesundheitsprogrammen.