Berliner Konferenz für europäische Kulturpolitik will "Europa eine Seele geben"
Berlin: (hib/BES) Über den Stand der Vorbereitungen für die Berliner Konferenz für europäische Kulturpolitik, die am 26. November von Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnet werden soll, haben am Mittwochabend zwei der Initiatoren - Nelle Hertling und Volker Hassemer - im Ausschuss für Kultur und Medien berichtet. Zur Eröffnung wird nach Angaben von Hassemer auch der neue EU-Kommissionspräsident José Manuel Borroso erwartet.
"Wir haben Europa im Blick", sagte Hassemer im Ausschuss. Es gehe darum, im Jahr der EU-Erweiterung und zu Beginn der Legislaturperiode des neu gewählten Europaparlaments einen Impuls zu setzen, um der Kultur in der europäischen Politik mehr Gewicht zu verleihen, die Gemeinschaftsgedanken zu vertiefen und den Stellenwert Europas in der Welt zu stärken. Die Interessen der Kultur stünden dabei nicht im Vordergrund, sondern ihre Bedeutung für die weitere politische Entwicklung des Kontinents. Wichtig sei dabei auch, dass diese Initiative nicht auf politischem und institutionalisiertem Wege entstanden, sondern durch engagierte Bürger ins Leben gerufen worden sei. Die Konferenz, an der auch prominente Europapolitiker, Präsidenten nationaler Parlamente, Vorsitzende der Ausschüsse für Europafragen, Parlamentarier aus Mitgliedstaaten und Regionen, Kommunalpolitiker und Kulturleute teilnehmen werden, werde sich unter anderem mit der Rolle Europas in der Welt und seiner "innenpolitischen Situation", darunter der Vertiefung der Einheit, befassen. Die Identität Europas werde auch ein wichtiges Thema sein. Daher auch das Motto "Europa eine Seele geben" (Jacques Delors). Es gehe um das Selbstverständnis Europas, um Wesen und Inhalte europäischer Kultur als Ergebnis einer teilweise kontroversen Vielfalt. Gefördert wird das Projekt nach Angaben von Hassemer mit 500.000 Euro von der Kulturstiftung des Bundes.
Die Grundidee der Konferenz, einen Diskussionsprozess über die weitere Entwicklung Europas und seine kulturellen Wurzeln anzustoßen, fand bei allen Fraktionen Unterstützung. Sozial- und Christdemokraten äußerten dennoch am Rande Bedenken, dass die Veranstaltung mit der angekündigten Themenfülle überfrachtet werden könnte. "Wie kriegt man das unter?" - so die Befürchtung der SPD angesichts des ambitionierten Programms. Damit traf sie wohl den wunden Punkt der Veranstalter. "Die Fülle macht auch uns unruhig", bestätigte Hertling. Dabei wurden die vielen Ideen, die sich im Laufe der Vorbereitungen noch vermehrt hätten, bereits "kanalisiert". "Wir haben keine Illusion, dass die Themen zu Ende diskutiert werden können", so Hertling weiter. Es gehe vielmehr darum, dass die Diskussion anschließend an vielen Orten in Europa fortgesetzt werde. Auf die Frage der Union nach der Altersstruktur der Teilnehmer im Zusammenhang mit der prominenten Besetzung mit vielen ehemaligen führenden europäischen Politikern wies Hertling auf ein Projekt hin, das im Vorfeld der Konferenz als ein Dialog im Internet lief und im Ergebnis 45 bis 50 junge Intellektuelle, Künstler und Politiker vor allem aus den Ländern Mittel- und Osteuropas einbezog. Diese würden auch an der Konferenz teilnehmen und anschließend auf Einladung der niederländischen Regierung nach Amsterdam fahren. Dies lasse auf Kontinuität des Dialogs und der Diskussion hoffen. Die jungen Menschen aus den neuen EU-Ländern und Kandidatenländern spielten dabei eine große Rolle. Sie hätten teilweise ganz andere Vorstellungen von Europa und seiner Kultur.