Die Touristen, die an den traumhaften Stränden von Phuket, Khao Lak oder Pattaya in der Sonne liegen, ahnen nichts von dem immer wieder aufflammenden Terror im Süden Thailands oder sie wollen sich in ihrem Urlaub nicht stören lassen. Die Zeitungen des südostasiatischen Landes berichten sporadisch von Bombenanschlägen und Überfällen. Die Urlauber sollen nicht abgeschreckt werden, zumal Thailand sich noch immer nicht ganz von den Zerstörungen des Tsunami erholt hat, der im Dezember 2004 mit Urgewalt über die Westküste des Landes hereingebrochen war. Die Flutkatastrophe forderte allein in Thailand über 5.000 Menschenleben.
Aber die Gewaltausbrüche in den südlichen Provin-zen können nicht totgeschwiegen werden. Mal ist es für längere Zeit ruhig, dann schlagen die bewaffneten muslimischen Gruppen wieder zu. Erst am vorvergangenen Wochenende sind bei einer Serie von Bombenanschlägen vier Menschen getötet und 70 weitere verletzt worden.
Erstmals war auch die Provinz Songhkla betroffen. Tage zuvor waren Sprengsätze gleichzeitig vor 22 der 30 Banken einer einzigen Provinz in den Städten Yala und Betong gezündet worden, wie ein Armeesprecher mitteilte. Auch dabei gab es Tote und fast zwei Dutzend Verletzte. Es wird vermutet, dass militante Muslime die Anschläge verübt haben. Der inzwischen abgesetzte Regierungschef Thaksin Shinawatra hatte sich zuversichtlich gezeigt, dass die Attentäter bald festgenommen werden könnten. Erst Anfang August war es innerhalb einer Nacht zu mehr als 70 Attentaten in Südthailand gekommen. Ganz offensichtlich rüsten die Rebellen auf, wobei sich die Anzeichen vedichten, dass sie ihre Waffen aus dem muslimischen Malaysia beziehen.
Bangkok verliert allmählich die Kontrolle über das Geschehen im islamisch geprägten Süden des Königreichs, vor allem über die Unruheprovinzen Narathiwat, Pattani und Yala. Wenn die Polizei, um ein Exempel zu statuieren, mit äußerster Brutalität gegen die Bombenleger vorgeht, provoziert sie nur neue Gewalttaten.
Seit 2004 sind mehr als 1.300 Menschen einer Welle der Gewalt zum Opfer gefallen. Die Unruhen erreichten ihren Höhepunkt, als Sicherheitskräfte vor rund zwei Jahren eine Moschee in Pattani stürmten und 32 Menschen erschossen. Die Männer hatten sich nach einem Überfall auf eine Polizeiwache in der Moschee verschanzt. Eine von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission gelangte zu dem Ergebnis, dass die Polizei mit völlig überzogener Gewaltanwendung reagiert hatte.
Im Oktober 2004 kam es zu einer Massendemons-tration vor der Polizeistation in Tak Bai in der Provinz Narathiwat. Die Proteste der Muslime richteten sich gegen die Inhaftierung von sechs Personen, die angeblich Aufständische mit Waffen versorgt hatten. Der Protest eskalierte, und die Polizei nahm mehr als tausend Demonstranten fest. Auf der Fahrt in ein Armeelager wurden die Festgenommenen mit auf den Rü-cken gebundenen Händen auf Lastwagen übereinander gestapelt. 78 von ihnen sollen bei der Fahrt erstickt sein. "Die Menschen wurden wie Tiere behandelt," schrieb daraufhin die "Bangkok Post".
Wem die militanten Muslime zuzuordnen sind, steht bis heute nicht fest. Sicher dagegen ist, dass die thailändische Regierung es über Jahre versäumt hat, die kulturelle Kluft zwischen dem buddhistischen Teil Thailands und dem muslimischen Süden zu überbrücken. Die renommierte International Crisis Group (ICG) hält inzwischen Befürchtungen für berechtigt, dass Dschihad-Gruppen die Gelegenheit nutzen könnten, um Trainingslager in der Unruheregion einzurichten.