Haben Sie am 29. Oktober schon was vor? Nein? Das spricht für eine ganz, ganz schlechte Planung - und ehrlich gesagt haben Sie damit auch jede Chance vergeigt, es politisch nochmal zu etwas zu bringen. Das ist bitter, aber es ist so.
Jemandem wie Friedrich Merz wäre ein solcher Faux-pas niemals unterlaufen. Der Mann hat begriffen, dass man nur mit einem knallharten Zeitmanagement erfolgreich sein kann. Der 29. Oktober ist im Kalender des Sauerländers darum wahrscheinlich doppelt und dreifach markiert: An diesem Tag werden die Uhren von Sommer- auf Winterzeit umgestellt und wir alle bekommen eine Stunde geschenkt. Für Friedich Merz wird dieser Sonntag damit ein Freudentag - denn kaum ein Mensch in diesem Land holt mehr aus seiner Zeit heraus als der ehemalige Fraktionsvorsitzende. Darin ist er sogar so gut, dass er neben seinem Abgeordnetenmandat noch etwa 18 weitere Jobs angenommen hat.
Was auf den ersten Blick unmöglich erscheint, erweist sich bei näherem Hinsehen als ebenso simple wie grandiose Zeit-Rechnung: 60 Stunden arbeiten Bundestagsabgeordnete nach eigenen Angaben wöchentlich für ihre Wähler. Bleiben von den 168 Stunden, die eine Woche hat, noch 108. Die kann man nutzen, das macht Merz in beeindruckender Weise vor. Geht man davon aus, dass der dreifache Familienvater acht Stunden pro Woche seiner Familie widmet - Sonntags dürfen's gern auch ein paar Minütchen mehr sein als an Werktagen, zumal in katholischen Familien -, dann bleiben immer noch 100 Stunden freie Zeit. Die verwendet Merz für seine 18 Ämter in diversen Aufsichts-, Bei- und Verwaltungsräten und einer Anwaltskanzlei. Pro Nebenjob stehen ihm damit immerhin 5,5 Stunden zur Verfügung. In dieser Zeit lassen sich etliche Bierdeckel voll-, Vermerke unter- oder Bücher weiterschreiben - und niemand kann bestreiten, dass die Bundestagstätigkeit dabei umfangmäßig weiterhin im Mittelpunkt steht. Wer so effizient ist, der kann die gewonnene Winterzeit-Stunde auch wirklich auskosten - vielleicht mit einem Kurzurlaub oder einem Nickerchen, das sonst nur in der Sommerpause stattfinden kann. Nur seine Einnahmen aus den Nebenjobs offenlegen, das will Friedrich Merz nicht. Vielleicht fehlt ihm für die Erstellung einer so langen Liste ja schlicht die Zeit.