Nach einer aktuellen Allensbach-Umfrage haben 57 Prozent der Deutschen, und dabei ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Jugendlichen, betont, sie hätten besonders das Gemeinschaftsgefühl genossen, das in diesem Sommer bei der Fußball-Weltmeisterschaft durch die sichtbare Identifikation mit dem eigenen Land gestiftet wurde. Ich glaube, dass im Laufe der von Deutschland ausgerichteten Fußball-Weltmeisterschaft eine Entwicklung bestätigt wurde, die sich bereits seit einiger Zeit abzeichnete und eine Diskussion befördert hat, die seit langem notwendig war.
Die Ereignisse in der deutschen Geschichte haben mit gutem Grund dazu geführt, jeglichen Bestrebungen nationalistischer Tendenzen im Nachkriegsdeutschland zu widerstehen. Aber gerade auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft hat sich gezeigt, dass der heutige Patriotismus in Deutschland weltoffen, tolerant und aggressionsfrei daherkommt. Dieser aufgeklärte Patriotismus ist für mich ein Zeichen von Veränderung im gesellschaftlichen Selbstverständnis der Menschen in Deutschland. Er ist ein Patriotismus der Zivilgesellschaft, bei dem sich die Bürger mit ihrer Gesellschaft identifizieren. Er bietet gleichzeitig eine positive Identifikation mit unserem Land, die die Menschen dazu bringt, sich für dieses Land zu engagieren, sich für das allen nützliche Gemeinwesen einzusetzen und eine wirkliche und liberale Bürgergesellschaft zu bilden.
Die Autorin ist innenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion.