Auch in Südafrika hat die Berichterstattung über das Ausland keinen leichten Stand. Noch viel stärker als in Deutschland gibt es am Kap der Guten Hoffnung einen Hang zur Nabelschau. Auslandsnachrichten nehmen demzufolge in den südafrikanischen Medien nur einen begrenzten Raum ein, und Sendungen wie beispielsweise das ZDF-Auslandsjournal oder den ARD-Weltspiegel wird man vergeblich suchen. Trotzdem gibt es in der für afrikanische Verhältnisse überaus vielfältigen Medienlandschaft Südafrikas genug Möglichkeiten, sich fundiert über Entwicklungen in den wichtigsten Partnerländern zu informieren.
Deutschland gehört auf Grund seiner wirtschaftlichen und politischen Bedeutung für Pretoria sowie der engen bilateralen Beziehungen zweifellos zu den Ländern, für die man sich in Südafrika besonders interessiert. Dies gilt vor allem für die Medien in Kapstadt, der Mutterstadt Südafrikas, die trotz der geographischen Lage traditionell stärker eurozentrisch orientiert sind, als dies in der afrikanischen Wirtschaftsmetropole Johannesburg der Fall ist.
Themen wie die Einwanderungsproblematik oder die Föderalismusdiskussion, die einen direkten Bezug zur südafrikanischen Wirklichkeit besitzen, haben es dabei naturgemäß leichter, das Interesse der Bevölkerung in der Kaprepublik zu wecken. Dies trifft auch auf das Thema Patriotismus zu. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass die Patriotismusdebatte in Deutschland auch in Südafrika Beachtung gefunden hat.
Das Bild Deutschlands wird auch in Südafrika nicht nur durch das positive Image als Wirtschaftsmacht und Produzent begehrter Konsumgüter, sondern noch immer in hohem Maße von der Geschichte des Nationalsozialismus geprägt. Zudem fehlt in der breiten Bevölkerung ein profundes Wissen über das heutige Deutschland, und die Haltung gegenüber Südafrikas wichtigstem Handelspartner in Europa ist oftmals ambivalent. Von einer Berichterstattung über einen neu erwachten Patriotismus in Deutschland hätte man daher auch zahlreiche negative Untertöne erwarten können. Da es jedoch in Südafrika seit dem Ende der Apartheid eine andauernde Debatte über einen südafrikanischen Patriotismus und die Notwendigkeit von "nation building" gibt, waren die Beiträge über den neuen Patriotismus in Deutschland überwiegend von wohlwollender Zustimmung gekennzeichnet.
Für Südafrikaner ist das schwierige Verhältnis der Deutschen zu ihrem Vaterland auf der einen Seite ziemlich unverständlich, da man im eigenen Land bei allen Bevölkerungsgruppen grundsätzlich sehr positiv gegenüber der eigenen Heimat eingestellt ist. Auf der anderen Seite gibt es aber Verständnis für die bis zur Weltmeisterschaft häufig verkrampft wirkende deutsche Haltung in puncto Patriotismus. Südafrikaner sind wegen ihrer eigenen schwierigen Vergangenheit nur allzu gut mit den negativen Auswirkungen eines ethnisch basierten übersteigerten Nationalismus vertraut. Aus diesem Grunde konnte man die jahrzehntelange Zurückhaltung der Deutschen gut nachvollziehen.
Der Leidenschaft der Südafrikaner für den Sport entsprechend war die Berichterstattung über den Patriotismus in Deutschland vor allem in die Sportberichterstattung eingebettet. Fotos von begeisterten deutschen Fans wurden von meist positiven Darstellungen eines neuen und weltoffenen Patriotismus begleitet. Unter Überschriften wie "Displays of patriotism" oder "Hoeveel patriotisme is nog geoorloof?" (Wie viel Patriotismus ist noch erlaubt?) wurde zwar immer an die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands erinnert, aber zugleich betont, dass der neue Patriotismus im wiedervereinigten Deutschland einen begrüßenswerten Schritt zur Normalität bedeute. In einem Beitrag der südafrikanischen Nachrichtenagentur SAPA wurde beispielhaft Bundespräsident Horst Köhler zitiert, der den neuen Patriotismus als Zeichen einer Normalisierung und eines entspannten Verhältnisses seiner Landsleute zur eigenen Nation wertete.
Der SAPA-Bericht endet bezeichnenderweise mit dem Zitat von Bundespräsident Köhler: "I think we should find that good." Diese Aussage dürfte auch am besten die südafrikanische Sicht hinsichtlich des neuen Patriotismus in Deutschland charakterisieren.
Der Autor ist Deutschland-Korrespondent des größten südafrikanischen Medienunternehmens NASPERS und Vorstandsmitglied des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland (VAP).