Klare Schuldengrenzen für alle Länder, Sanktionen nach dem Vorbild des EU-Stabilitätspakts und ein effektives Frühwarnsystem gegen Haushaltsrisiken müsse ein solcher Stabilitätspakt beinhalten, erklärte Ministerpräsident Edmund Stoiber. Das Verfassungsgerichtsurteil setze ein unmissverständliches Zeichen, dass die einzelnen Länder und der Bund für ihr eigenes Tun verantwortlich seien, betonte Stoiber. Sie könnten sich ihre Schulden nicht von anderen bezahlen lassen. Das werde auch dazu führen, dass die Banken bei Krediten an hoch verschuldete Länder andere Maßstäbe anlegten als an finanzpolitisch solide Länder.
Als unmittelbare Konsequenz aus dieser Grundsatzentscheidung verlangt Bayern, das als erstes Land keine neuen Schulden mehr macht, die rasche Aufnahme von Verhandlungen über eine Reform der Finanzbeziehungen in Deutschland. Eine klare Absage erteilte Stoiber allen Überlegungen, bestehende Schulden auf finanzstärkere Länder oder den Bund zu übertragen. Bayern stehe als Hauptzahler im Länderfinanzausgleich zu seiner Verantwortung und Solidarität in Deutschland, versicherte der Ministerpräsident. Es wäre den Bürgern in den Ländern mit ordentlicher Haushaltspolitik aber nicht vermittelbar, dass sie die Schulden anderer bezahlen sollten.
Wenige Tage vor der Kabinettssitzung hatte Finanzminister Kurt Faltlhauser mit der Einbringung des neuen bayerischen Doppelhaushalts 2007/2008 zum zweiten Mal in Folge einen ausgeglichenen Etat "aus eigener Kraft" vorgelegt, also einen Haushalt "ohne einen Cent Nettoneuverschuldung". Damit sei Bayern Vorreiter einer neuen Stabilitätskultur in Deutschland, sagte der Minister vor dem Landtagsplenum. Der Staatshaushalt habe die mit Abstand geringste Pro-Kopf-Verschuldung (1.800 Euro), die niedrigste Zinslastquote (2007: 2,9 Prozent) und verglichen mit anderen westlichen Flächenländern gleichzeitig auch die höchste Investitionsquote (2007: 12,5 Prozent). Gleichwohl verlangte die SPD angesichts wieder steigender Steuereinnahmen mehr Investitionen und höhere Ausgaben. Die Grünen kritisierten, dass zum Wahljahr 2008 "der Geldbeutel ganz weit geöffnet" werde und die Staatsregierung Programme aus dem Boden stampfe. Faltlhauser hob hervor, dass Bayern auf die gesunkenen Steuereinnahmen der vergangenen Jahre mit einem beispiellosen Sparkurs reagiert habe. Diese Konsolidierung habe dem Freistaat im Vergleich zum Bund und anderen Ländern einen beachtlichen Vorsprung ver-schafft, der nun genutzt werden könne. Der Minister warnte aber, dass nun bei positiver Einnahmeentwicklung die eigentlich schwierigste Phase für eine nachhaltige Haushaltspolitik beginne. Denn manche Fachpolitiker und die Öffentlichkeit meinten, "in unserem Haushalt wäre nach dem strengen Winter stetig sinkender Einnahmeprognosen der Frühling ausgebrochen".
Das Haushaltsvolumen steigt dem Entwurf zufolge 2007 um 2,1 Prozent auf 35,8 Milliarden Euro und 2008 um weitere 1,5 Prozent auf 36,3 Milliarden. Als Glanzstück des Doppelhaushalts präsentierte Faltlhauser das Programm "Investieren in Bayerns Zukunft" mit einem Umfang von 758 Millionen Euro. Der Finanzminister verwies darauf, dass im Doppelhaushalt noch 303 Millionen Euro aus Privatisierungserlösen eingesetzt seien. Mittelfristig müsse es aber Ziel sein, die Ausgaben aus den laufenden Einnahmen zu decken. Denn solche Erlöse seien endlich und könnten das strukturelle Einnahmendefizit nicht beseitigen.