Sie sind zwischen 50 und 65 Jahre alt, möglicherweise Doppelverdiener-Paare und im Idealfall gehören sie auch noch zur Erben-Generation: die Best Ager, von der Tourismusbranche gelegentlich auch "Golden Ager" genannt. In den kommenden beiden Jahrzehnten werden sie die ideale Kundschaft für die deutsche Reiseindustrie sein.
Der Tourismusausschuss des Bundestages wollte es etwas genauer wissen und hat Reiseexperten nach Berlin eingeladen, um sich von ihnen die Auswirkungen des "demographischen Wandels" auf den Tourismus erklären zu lassen. Denn es ist keinesfalls sicher, dass die Tourismusbranche ihre besten Jahre noch vor sich hat. Die Bevölkerung schrumpft, die Geburtenraten gehen zurück, die Einkommen der Arbeitnehmer zum Teil auch. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung der Menschen, und bis ins hohe Alter werden Reisen unternommen.
Klar, dass die Best Ager von den Marketingleuten der Reiseveranstalter ganz besonders in den Fokus genommen werden. Den Höhepunkt der Reisewelle dieser lukrativen Zielgruppe sieht Norbert Tödter von der Deutschen Zentrale für Tourismus in den Jahren von 2015 bis 2025, wenn die Babyboomer der 60er-Jahre ins Rentenalter kommen. Um eine homogene Gruppe handelt es sich dabei nicht, wie Werner Sülberg, Leiter Marktforschung der Deutsches Reisebüro GmbH, verdeutlichte. Zum einen wird es wie heute schon die Schnäppchenjäger geben, zum anderen aber auch die Luxusshopper, die nicht mehr nur ihren Grundbedarf decken wollen, sondern für die auch Emotionen und Erlebnisse im Mittelpunkt stehen.
Überholte Klischees gelten nicht mehr: Die über 50-Jährigen sind Harley-Davidson-Fahrer; Doppelherz und Kukident sind bei ihnen ebenso verpönt wie die Bezeichnungen Seniorenteller, "Forever young" oder Seniorenresidenz, sagte der Präsident des Deutschen Tourismusverbandes, Tilo Braune. Und nach Aussage der Münchner Freizeitforscherin Felizitas Romeiß-Stracke sollten sogar politisch korrekte Begriffe wie "seniorengerecht" oder "behindertengerecht", aber auch "barrierefrei" aus dem Wortschatz verbannt werden. Selbstverständlich sollten die Restaurants für die Kundschaft im besten Alter auch halbe Portionen bereithalten, nur "Seniorenteller" dürften sie nicht heißen, beschwor Johann W. Wagner, Vorsitzender der Marketingkooperation der Städte Schleswig-Holsteins, die Gastwirte. Die Werbung müsse begreifen, so Wagner, dass der Servicegedanke bei den Best Agern bedient werden müsse.
Das deutsche Wort für Best Ager ist übrigens Jungsenioren. Um das Wort zu ersetzen, gibt es bereits interessante englischsprachige Wortschöpfungen, wie Romeiß-Stracke in der Anhörung des Bundestages zu berichten wusste. Dazu zählen zum Beispiel Begriffe wie "Woopies" - well of elder people oder "Grampies" - grown active moneyed people. Auf deutsch spricht man gerne von den "UHUS" - den unter Hundertjährigen. 20.000 Euro hätten diese wohlsituierten Rentner im Schnitt jährlich zur Verfügung, berichtete Ulrich Reinhardt vom BAT Freizeit-Forschungsinstitut in Hamburg. Das sind mehr als der durchschnittliche Rentner mit 19.000 Euro oder gar Familien mit Kindern mit 17.500 Euro. Tourismus-Professor Harald Pechlaner von der Universität Eichstätt-Ingolstadt sieht die Entwicklung dahin gehen, dass künftig nicht mehr konkrete Urlaubsziele nachgefragt werden, sondern "Wohlfühlkonzepte". Für ihn ist der Urlaub der Zukunft eng mit dem Alltag verbunden. Die alternde Gesellschaft erfordere eben "neue Formen des Tourismus", sagte er.