Entwicklungszusammenarbeit. Verschiedene Positionen zur zivil-militärischen Zusammenarbeit, insbesondere im Hinblick auf konkrete Erfahrungen mit den Provincial Reconstruction Teams (PRTs) in Afghanistan, wurden am 25. Oktober bei einer öffentlichen Anhörung im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung diskutiert. Primär verfolgt zivil-militärische Zusammenarbeit die Sicherung des Truppenumfeldes durch vertrauensbildende Maßnahmen. Auf diese Weise könne die notwendige Sicherheit für zivile Projekte hergestellt werden, argumentieren die Befürworter. Die Gegenseite befürchtet Sicherheitsrisiken durch das Vermischen von zivilen und militärischen Motiven.
Das "zivile Auftreten" des Militärs, zum Beispiel durch die Verwendung weißer ungekennzeichneter Fahrzeuge, erhöhe das Gefahrenrisiko für zivile Akteure, kritisierte der Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, Hans-Joachim Preuß. Den Hilfsorganisationen gelinge es kaum noch, sich glaubwürdig vom Militär abzusetzen. "Dadurch werden wir in den Sog des Vertrauensverlustes auf Seiten der Bevölkerung hineingezogen", gab Preuß zu bedenken. Eine "Konzentration des Militärs auf seine Kernaufgaben" sei hilfreich. Aus Sicht der Bundeswehr ist zivil-militärische Zusammenarbeit "zwingende Notwendigkeit", erklärte Norbert Falkowski, Oberstleutnant im Generalstab des Bundesministeriums der Verteidigung. Solche Missionen dienten dem Wiederaufbau ziviler Strukturen und seien fester Bestandteil von Bundeswehr-Einsätzen.
Die PRT-Einheiten nutzten zivile Fahrzeuge, da diese billiger zu beschaffen seien. Die Fahrzeuge seien aber als militärisch gekennzeichnet. "Eine Verwechslungsgefahr besteht dennoch", räumte Falkowski ein.
"Zivile Akteure werden durch eine Zusammenarbeit mit PRTs von den militärischen Akteuren abhängig", kritisierte die Vorsitzende des Bundes für Soziale Verteidigung, Ute Fickh-Krämer. Durch ein gemeinsames Auftreten würden zivile Fachkräfte von der Bevölkerung als "potenziell bedrohlich" wahrgenommen.
Stephan Klingebiel vom Deutschen Institut für Entwicklungshilfe, stellte fest, dass eine zunehmende Zahl von Schnittstellen zwischen Entwicklungspolitik und militärischen Akteuren existiere. "Es gibt einen allgemeinen inhaltlichen Nexus", sagt Klingebiel. Fehlende Entwicklungserfolge haben auch Auswirkungen auf die Sicherheitslage. Mögliche Schnittstellen seien unter anderem Aus- und Fortbildung und finanzielle Ressourcen. Die bisherige Verknüpfung sei jedoch unbefriedigend, sie erfordere gemeinsames Planen, aber auch eine "eindeutige Arbeitsteilung".