Müntefering hielt dem entgegen, die Frage der Alterssicherung hänge "entscheidend" davon ab, "wie die Wohlstandsentwicklung in Deutschland sein wird". In der Tat werde das Rentenniveau gemessen am Einkommen von heute rund 52 auf 46 Prozent im Jahr 2020 und auf mindestens 43 Prozent im Jahr 2030 sinken. Die Frage sei aber, "wie hoch die 100 Prozent Wohlstand" seien: "43 Prozent von viel ist eben mehr als 46 Prozent von wenig", betonte der SPD-Politiker.
Wenn die Normalverdiener in Deutschland 2020 oder 2030 ein gutes Einkommen haben, würden auch die "Rentner ein ordentliches Einkommen haben, ansonsten eben nicht". Notwendig sei es deshalb, in Bildung, Weiterbildung und Qualifizierung zu investieren. Zudem müssten Jüngere stärker als bisher für ihr Alter vorsorgen. Kolb hob hervor, die Menschen könnten gar nicht bis 67 arbeiten, weil es für sie keine Jobs gebe. Es mangele vor allem an einer Reform des Arbeitsmarktes, sagte der FDP-Politiker.
Er kennzeichnete wie auch Gysi die geplante "Initiative 50plus" zur Verbesserung der Jochancen Älterer als ungenügend. Der Linksparlamentarier machte für die Löcher in den Rentenkassen die hohe Arbeitslosigkeit und den Rückgang der Reallöhne verantwortlich.
Der CDU-Sozialexperte Ralf Brauksiepe wies die Kritik zurück. "Der Arbeitsmarkt des Jahres 2029 sieht völlig anders aus und deshalb ist diese Entwicklung sachgerecht", wandte er sich vor allem gegen Bedenken, über 60-Jährige würden keine Arbeit finden.
Die Sozialexpertin von Bündnis 90/Die Grünen, Brigitte Pothmer, bekräftigte, dass ihre Fraktion die Rente mit 67 mittrage. Die flankierenden Maßnahmen für eine höhere Erwerbsquote Älterer reichten aber nicht aus: 1,3 Millionen Arbeitslose seien älter als 50. Mit der "Initiative 50plus" würden, "wenn alles supergut läuft", aber nur 100.000 von ihnen erreicht, so Pothmer.
Ihre Fraktionskollegin Irmingard Schewe-Gerigk meldete verfassungsrechtliche Bedenken gegen die geplante Regelung an, wonach Senioren mit 45 Beitragsjahren verlustfrei mit 65 in Rente gehen können. Sie wünschte der Koalition "viel Spaß beim Bundesverfassungsgericht und beim Bundespräsidenten auch". Die FDP-Abgeordnete Sibylle Laurischk wies zudem darauf hin, dass diese Regelung Frauen benachteilige, die aufgrund von Familienarbeit kaum die Chance hätten, auf 45 Beitragsjahre zu kommen.