Gegen Pfändbarkeit von privaten Renten- und Lebensversicherungen
Berlin: (hib/MIK) Gegen die uneingeschränkte Pfändbarkeit von privaten Renten- und Lebensversicherungen hat sich der Petitionsausschuss eingesetzt. Deshalb beschloss er am Mittwochmorgen einvernehmlich, die zugrunde liegende Eingabe dem Bundesministerium der Justiz (BMJ) "zur Erwägung" zu überweisen und den Fraktionen des Deutschen Bundestages "zur Kenntnis" zu geben.
Der Petent hatte im Jahr 2002 nach mehr als 30-jähriger Selbstständigkeit Insolvenz anmelden müssen. Seine im Jahr 1989 abgeschlossene Lebensversicherung mit Pensionszusage sei vom Insolvenzverwalter mit der Begründung eingezogen worden, dass dieser Vertrag hätte verpfändet werden müssen. Die Versicherung sei damit gekündigt und ihr Rückkaufwert der Insolvenzmasse zugefallen. Nach Ansicht des Petenten ist die uneingeschränkte Verpfändung von privaten Lebens- und Rentenversicherungen beim Arbeitgeber als Ungleichbehandlung gegenüber dem Arbeitnehmer zu bewerten. Das BMJ führte in seiner Stellungnahme dazu aus, dass nach derzeitiger Rechtslage private Renten- und Lebensversicherungen "grundsätzlich" gepfändet und durch die Gläubiger verwertet werden können. Auf der anderen Seite gebe es Pfändungsschutzvorschriften für die Renten der gesetzlichen Rentenversicherung und für sogenannte Versorgungsrenten von Arbeitnehmern, die auf Versorgungsverträgen beruhten, sowie für Lebensversicherungen, die nur auf den Todesfall abgeschlossen seien und zur Deckung der Sterbefallkosten dienen sollten. Einen besonderen Schutz hätten darüber hinaus bestimmte von Handwerkern vor dem 1. Januar 1962 zur Befreiung von der Versicherungspflicht abgeschlossene Lebensversicherungen. Bei der privaten Zusatzversorgung sei im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersversorgungsvermögens die Unpfändbarkeit der durch das Altersversorgungsgesetz vorgesehenen zusätzlichen Altersversorgung durch ein generelles Abdeckungsverbot sicher gestellt worden. Damit bestehe für die vom Altersvermögensgesetz privaten Vorsorgeverträge ein umfassender Vollstreckungsschutz, so das BMJ. Die unterschiedliche Behandlung von privaten Renten- und Lebensversiche- rungen einerseits und von Rentenversicherungen andererseits beruhe darauf, dass Lebensversicherungen in vielen Fällen nicht allein der Altersvorsorge, sondern auch der Vermögensbildung dienten.
Nach Ansicht der Mitglieder des Petitionsausschuss erlangt aufgrund der zu erwartenden demokratischen Entwicklung die private Altersvorsorge eine immer größere Bedeutung. Damit wachse auch für den Einzelnen die Notwendigkeit, durch private Vorsorge sowohl den eigenen Lebensstandard als auch den seiner Familie im Alter zusätzlich abzusichern. Die Bereitschaft und Durchführung der privaten Vorsorge zeuge von einer eigenverantwortlichen Handlungsweise der Bürger und müsse unterstützt werden. Der Ausschuss ist deshalb der Ansicht, dass Lebensversicherungsverträge, die zweckgebunden der Altersversorgung der Betroffenen dienen, ebenso wie die gesetzliche Rentenversicherung vor einem Gläubigerzugriff zu schützen seien.