Fraktionen unzufrieden mit dem Zustand der neuen Rechtschreibung
Berlin: (hib/BES) Die neue Rechtschreibung hat erneut den Ausschuss für Kultur und Medien am Mittwochabend beschäftigt. Ausgangspunkt für die teilweise kontroverse Diskussion waren zwei Anträge, in denen die Abgeordneten mangelnde Klarheit der neuen Schreibregeln und gestiegene Fehlerhäufigkeit als Folge der Rechtschreibreform beklagen: Eine der Initiativen stammt von der CDU/CSU-Fraktion ( 15/4261). Darin fordert die Union die Kultusminister der Länder und die Bundesregierung auf, entsprechende Schritte zur raschen Beseitigung der zunehmenden Unsicherheit bei der Bevölkerung einzuleiten. Der weitergehende Gruppenantrag ( 15/4249) hat dagegen die Rücknahme der Reform und die Rückkehr zur alten Rechtschreibung zum Ziel.
In der Diskussion zeigten sich alle Fraktionen mit dem Ist-Zustand der Rechtschreibung nach der Einführung des neuen Regelwerks unzufrieden und blickten selbstkritisch auf die bisherige Parlamentsbeteiligung am Reformprozess zurück. Dennoch sahen die meisten von ihnen keine Möglichkeit der Rückkehr zu alten Schreibregeln. Die letzte Phase vor der endgültigen Einführung der Reform müsse vom Bundestag und Kulturausschuss nun genutzt werden, damit die bereits festgestellten Unstimmigkeiten in der neuen Rechtschreibung beseitigt werden.
"Im Grunde geht die Rechtschreibung die Politik nichts an", stellte die Union zu Beginn fest. Dennoch könne das Parlament an diesem Problem nicht vorbeigehen, da der aktuelle Zustand unbefriedigend sei. Eine einheitliche Rechtschreibung müsse auf allen staatlichen Ebenen möglichst schnell verbindlich eingeführt werden. Der Gruppenantrag sei jedoch völlig falsch und unrealistisch. Das Rad könne man nicht mehr zurückdrehen. Die FDP sprach sich gegen das Regelwerk aus, das sich nicht am Sprachgebrauch orientiert: "In der Schule wird etwas gelernt, was die Schreibkultur ablehnt." Auch sei der bisherige Umgang des Parlaments mit dem Thema "kein Schmuckstück". Den Unionsantrag kritisierte die Fraktion als "nicht ganz zu Ende gedacht". Gleichzeitig beantragte die FDP eine öffentliche Anhörung zur Rechtschreibreform, mit dem Argument, man müsse diesem Thema mindestens die gleiche Aufmerksamkeit widmen wie der Musikquote, über die in einem öffentlichen Hearing beraten wurde. Der Vorschlag fand keine Zustimmung. Die Wirkung der Veranstaltung sei fragwürdig, so die übrigen Fraktionen. Es sei auch fraglich, ob es zu einem Zeitpunkt, da der Reformprozess fast abgeschlossen sei, noch sinnvoll ist, sich auf diese Weise einzumischen.