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Faris Alahmed, 25 Jahre alt, kommt aus Syrien und studiert seit dreieinhalb Jahren Wirtschaftsingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Berlin. Er ist Sohn eines Syrers und einer Deutschen. In seiner Kindheit hat er Deutschland zweimal in den Ferien besucht, bis er zum Studium hierher kam.
Europa, vor allem Westeuropa, halten viele Syrer für das Paradies. Sie glauben, hier wäre alles schön — es gibt Arbeit für alle, Geld, Freiheit und eine sozialere Gesellschaft. Die wenigen, die es kennengelernt haben, haben ein sehr viel realistischeres Bild. Denn sie haben erfahren, dass Europa auch wirklich hart sein kann, vor allem, wenn man keine Arbeit findet und kein Geld hat. Und das geht vielen so, die hierher kommen.
Trotzdem traut sich kaum einer, wieder nach Syrien zurückzukehren. Die Familien der Auswanderer würden es gar nicht verstehen. Sie glauben: Wer nach Europa geht, muss es schaffen, es ist ganz einfach. Die Leute bleiben also hier und versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen. Aber sie sind enttäuscht. Viele fühlen sich ausgeschlossen.
Ich kann dieses Gefühl des Ausgeschlossen seins auch gut verstehen, aus einem anderen Grund: Die Deutschen sind anders als die Syrer — ehrlich, hilfsbereit, pünktlich, aber auch sehr zurückhaltend. Wenn man allein in ein Café geht, kann man sich auch nicht einfach zu anderen Leuten an den Tisch setzen, selbst wenn da noch viele Plätze frei sind. Unvorstellbar in Syrien! Hier scheint es, als habe man regelrecht Angst, Leute kennenzulernen. Dabei bin ich ja nicht nach Deutschland gekommen, um fast nur mit Syrern und anderen Ausländern Kontakt zu haben. Doch so ist es — sie alle machen die gleichen Erfahrungen und bleiben lieber unter sich.
Vielleicht liegt das auch daran, dass es in Deutschland viele Vorurteile gegenüber Arabern gibt. Ich werde zum Beispiel ständig gefragt, kaum dass klar ist, dass ich Syrer bin und Moslem: Was denkst du über die Rechte von Frauen? Was hältst du vom Islam, was von den Juden? Am Anfang habe ich mich damit auseinandergesetzt und mit den Leuten geredet. Inzwischen habe ich darauf keine Lust mehr.
Doch trotz dieser für mich persönlich manchmal negativen Erfahrungen — insgesamt ist die Europäische Union für viele arabische Staaten ein Vorbild. Denn Europa hat gezeigt, dass es möglich ist, verschiedene Kulturen, Sprachen und Mentalitäten unter einem Dach zu sammenzubringen, sie politisch und wirt schaftlich zu einen. Das hat bei vielen Menschen im Nahen Osten die Hoffnung geweckt, dass eine engere Kooperation der arabischen Staaten ebenfalls möglich ist. Es gibt nicht wenige, die denken: Europa hat es geschafft, also können wir es auch schaffen.
Länderinfo Syrien
Lage: Vorderasien, mit Grenzen zu Türkei,
Irak, Israel und Libanon
Hauptstadt: Damaskus
Bevölkerung: 18,4 Mio. Einwohner,
überwiegend Araber, ethnische Minderheiten: Kurden, Armenier,
Turkmenen, Tscherkessen, Iraker
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: rund 1.000
US-Dollar (2004)
Staatsform: sozialistisch-volksdemokratischer
Staat, Präsidialregime