Blickpunkt
November 04/1998
Von Bonn nach Berlin: Nach der Wahl der Umzug
"Einmal nach Berlin!" hieß der Werbeslogan für die Hauptstadt in den 20er Jahren. "Nach Berlin!" hätte ebensogut über jedemWahlplakat zur Bundestagswahl 1998 stehen können. Bewegten Zeiten sehen die neugewählten Abgeordneten und künftigen Bundesminister entgegen, denn die nächsten zwölf Monate stehen ganz im Zeichen des Umzuges von Parlament und Regierung an die Spree. Nach über 50 Jahren Bonn wird ab September 1999 der Sitz des deutschen Parlaments erneut Berlin sein. Aus Bonnern werden Berliner werden. Der Auftakt für den Regierungsumzug fällt in die Woche nach dem 19. April 1999: Dann nämlich wird die erste feierliche Bundestagssitzung im umgebauten und modernisierten Reichs-tagsgebäude stattfinden. Nach dieser Eröffnungssitzung wird der Plenarsaal für die Wahl des Bundespräsidenten am 23. Mai ein weiteres Mal umgebaut. Die letzte Sitzung am Rhein ist auf den 2. Juli 1999 datiert.50.000 Kubikmeter Umzugsgut
Direkt danach beginnt der Transport von 50.000 Kubikmetern Umzugsgut, und bis zum Monatsende sollen sämtliche Möbel, Akten und Technik von Bonn nach Berlin transportiert werden. Beauftragt mit dem Umzug ist die Flughafen München GmbH, die auch schon die Verlagerung des Münchener Flughafens erfolgreich durchgeführt hat. Sie überwacht den Transport von etwa 120.000 Einzelstücken, 36.000 Büchern und 11.000 Meter Akten - das entspricht rund 1500 Lkw-Ladungen - von Bonn nach Berlin. Natürlich muß dafür Sorge getragen werden, daß jeder der rund 4.600 Bundes-tags-mitarbeiter und 670 Abgeordneten seine Umzugskartons im richtigen Büro wiederfindet.Erste Bundestags-Sitzung im April 1999
In der ersten Sitzungswoche nach der Sommerpause nimmt der Deutsche Bundestag seine Arbeit in Berlin auf. Erst nach der Sommerpause 2000 wird auch der Bundesrat nach Berlin ziehen. Für ihn wird zur Zeit das ehemalige preußische Herrenhaus in der Leipziger Straße in der Nähe des Potsdamer Platzes wieder zu einem Plenargebäude ausgebaut. Bis das neue Parlamentsviertel in der Nähe des Berliner Reichstagsgebäudes im Jahr 2000 zum Bezug fertig ist, werden Abgeordnete, Fraktionen und Verwaltung übergangsweise auf acht Gebäude rund um das Plenargebäude verteilt. Bereits nutzbar sind die umgebauten Häuser "Unter den Linden 71" und "Unter den Linden 50". Zwei weitere Räume werden in den Bürogebäuden "Rosmarin-Karree" und "Internationales Handelszentrum" an der wiederbelebten Einkaufsmeile Friedrichstraße angemietet. Renoviert und mit moderner Kommunikationstechnik ausgestattet werden zur Zeit die Altbauten der ehemaligen Generalstaatsanwaltschaft in der Luisenstraße und des ehemaligen DDR-Justizministeriums in der Dorotheenstraße sowie des ehemaligen DDR-Innenministeriums an der Mauerstraße.Bundesministerien folgen
"Umzug 99" heißt es auch für die Kabinettsmitglieder und die von ihnen geleiteten Bundesministerien. Das Innenministerium findet bereits ein fertiges neues Domizil vor: Für seine Mitarbeiter ist der Bürokomplex des Unternehmers Freiberger auf dem ehemaligen Gelände der berühmten Bolle-Meierei in Berlin-Moabit angemietet worden. Von rund 900 Angestellten, die nach Berlin ziehen sollen, arbeiten bereits seit Ende September 1998 250 Mitarbeiter in dem hufeisenförmigen Komplex am Ufer der Spree, bis zum Juli 1999 soll der Rest der Mannschaft nachziehen. 38 Prozent der Mitarbeiter sollen nach derzeitiger Planung in Bonn bleiben. Mit Ausnahme des Innenministeriums werden alle nach Berlin wechselnden Ministerien in bundeseigenen Altbauten untergebracht. Die umfangreichen Umbauarbeiten an den historischen Gebäuden in der Mitte der Stadt sollen spätestens 1999 abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der künftige Sitz des Bundesfinanzministeriums, das ehemalige Treuhandgebäude (Detlef-Rohwedder-Haus) an der Wilhelmstraße, Ecke Leipziger Straße, bezugsfertig sein. Doch sollen bereits im Sommer die ersten 1300 Angestellten in das 1936 für das Reichsluftfahrtministerium gebaute Bürogebäude einziehen. Der Umbau des sechsstöckigen Komplexes mit 2100 Räumen, 4000 Fensterachsen, 17 Treppen und einem 300 Meter langen Zentralflur läuft bereits seit 1996. Im ehemaligen Reichsbankgebäude nahe der Spreeinsel soll das Auswärtige Amt seinen Sitz bekommen. Ab November 1999 werden die 2000 Mitarbeiter in dem 30er-Jahre-Bau am Werderschen Markt ihre Büros beziehen. Zur selben Zeit soll der Erweiterungsbau vor dem Hauptportal der Reichsbank für die Bibliothek fertiggestellt sein. Auch die laufenden Bauaktivitäten für die Ministerien für Justiz am Hausvogteiplatz, für Wirtschaft und Verkehr an der Invalidenstraße, für Arbeit und Soziales an der Mauerstraße und für Verteidigung am Reichpietschufer sollen im Laufe des Jahres 1999 abgeschlossen werden.Als letzter folgt der Bundeskanzler
Erst zu Beginn des Jahres 2000 wird der Bundeskanzler sein Berliner Domizil gegenQuelle:
http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9804/9804040