Von der Regierungsfraktion in die Opposition
Zwei weiß-blaue MüllermeisterMichael Glos, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU
|
Wenn Michael Glos zum "weiß-blauen Stammtisch" in die
Bayerische Landesvertretung bittet, dann wissen die Journalisten,
daß es erstens entweder Weißwürste oder
Leberkäs gibt und zweitens Hintergrundinformationen aus der
CSU-Landesgruppe. Deren Chef ist seit 1993 der 54jährige
Müllermeister aus dem unterfränkischen Prichsenstadt. In
dieser Funktion ist er zugleich erster stellvertretender
Fraktionsvorsitzender der gemeinsamen Fraktion mit der CDU.
Michael Glos, der zur sanften politischen Spöttelei neigt und
dem Ironie und Selbstironie nicht fremd sind, gehört zu den
Politikern im Bundestag, die wirtschaftlich selbständig sind,
was wiederum Unabhängigkeit schafft. Glos, am 14. Dezember
1944 in Brünnau/Unterfranken geboren, verlor im Alter von 10
Jahren seinen Vater. Das bedeutete auch, daß der Junge keine
langwierige Schulausbildung und kein Studium machen konnte. Nach
der mittleren Reife begann Glos eine Müllerlehre. 1968 legte
er die Meisterprüfung ab und übernahm den elterlichen
Getreidemühlen- und Landwirtschaftsbetrieb, den inzwischen
sein ältester Sohn führt.
1970 trat Glos in die CSU ein, saß im Stadt-rat und im
Kreistag, wurde Vorsitzender des CSU-Bezirks Unterfranken. 1976
schaffte er über den Wahlkreis Schweinfurt als damals
jüngster CSU-Abgeordneter den Sprung in das Bonner Parlament,
wo er sich mit Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik
befaßte. Im Rahmen der Bonner Regierungsbildung vom Januar
1993 wurde der Vorsitz der CSU-Landesgruppe frei, weil Amtsinhaber
Wolfgang Bötsch als Postminister in die Regierung
aufrückte. Michael Glos gewann. Seither versteht er es, die
bayerischen Interessen in die Gesamtpolitik einfließen zu
lassen, ohne deren Geschlossenheit zu gefährden.
Dr. Peter Ramsauer, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe
|
Sein Wahlkreis ist ein landschaftlicher Traum, auch wenn man
Traunstein mit "n" schreibt. Traunstein ist der Mittelpunkt des
oberbayerischen Chiemgaus. Peter Ramsauer, der diesen Wahlkreis,
der auch das Berchtesgadener Land umfaßt, seit 1990 für
die CSU im Bundestag vertritt, sagt selbst ganz unbescheiden, es
sei einer der schönsten in Deutschland. Wer auf dem Watzmann
steht und ins Tal schaut, der glaubt ihm das sofort.
Für Derartiges hat der 44jährige promovierte
Diplomkaufmann und, wie CSU-Landesgruppenchef Michael Glos,
Müllermeister aber selten Zeit. Peter Ramsauer ist stark
beschäftigt, im Wahlkreis sowieso, und seit Januar 1998
verstärkt auch in Bonn. Seit dem 15. Januar ist er
Parlamentarischer Geschäftsführer der
CSU-Landesgruppe.
Seine politische Karriere startete Ramsauer als Mitbegründer
der Schülerunion in Bayern. Dann ging es schnell auf der
Leiter nach oben. Die ersten Sporen verdiente er sich in der
Kommunalpolitik, was für die Arbeit im Bundestag allemal eine
gute Voraussetzung ist. Ins deutsche Parlament zog Ramsauer vor
acht Jahren ein.
Was er so alles für seinen Wahlkreis tut, darüber kann
man sich in der MdB-Homepage überzeugen. Die Themen
seiner Tätigkeiten reichen vom Kirchholz- und Stadtbergtunnel
Bad Reichenhall bis zur Franz-Haslberger-Sprungschanze in Reit im
Winkl. Im Bundestag begann Ramsauer schwerpunktmäßig mit
der Arbeits- und Sozialpolitik und der Wirtschafts- und
Entwicklungspolitik, bis er jetzt zum Parlamentarischen
Geschäftsführer seiner Fraktion aufrückte.