Blickpunkt
Dezember 06/1998
Debatten mit Tiefgang und Hochtechnologie
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Heute ist das Fernsehen des Deutschen Bundestages auf dem neuesten Stand der Technik. Sieben Kameras sind im Plenarsaal verteilt. Ferngesteuert aus einem Regieraum verfolgen sie die Debatten und gleichzeitig das Plenum. Mit der auch bei den Sendern üblichen MAZ-Technik werden die Aufzeichnungen bearbeitet. Inzwischen ist die Übertragung in gewohnter Fernseh-Qualität auch aus dem Wasserwerk kein Problem.
Seit 1986 kommen die Abgeordneten und die Redaktionen von Presse, Funk und Fernsehen im Bonner Pressehaus in den Genuß der Übertragungen. Die Fernsehsender können außerdem Bild und Ton des Bundestagsfernsehens über eine Videoleitung kostenlos für ihr eigenes Programm übernehmen. Gegen ein Entgelt von 100 Mark pro halber Stunde Aufzeichnung bekommen sie auch die bereits geschnittenen Bänder.
Um aktuell über die politischen Diskussionen zu berichten, müßten die Sender heute eigentlich keine Teams mehr in den Bundestag schicken. Weder die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten noch die meisten Privatsender verzichten jedoch darauf, die Plenarsitzungen von ihren eigenen Mitarbeitern beobachten zu lassen. Das ist für sie nicht nur eine Frage des Prestiges. "Wir nehmen natürlich keine Szenen auf, durch die das Bild der Abgeordneten auch in geringem Maße beschädigt werden könnte. Und sei es nur, daß er während einer Debatte Zeitung liest oder einen etwas ermüdeten Eindruck macht", erklärt Dr. Franz Warlo. Und noch etwas bleibt den Zuschauern des Parlamentsfernsehens verborgen: die Besucher auf der Tribüne. "Wir zeigen ausschließlich die Reaktionen aus dem Plenum. Besucher werden nur dann gezeigt, wenn sie einen direkten Bezug zum Geschehen im Plenum haben, zum Beispiel, wenn sich Offiziere der Bundeswehr eine Debatte zum Thema Bundeswehr anhören."
Obwohl der größte Teil der Sender die Auseinandersetzungen im Bundestag von eigenen Kameras und Kameraleuten beobachten läßt, greifen doch fast alle Sender zusätzlich auf das Angebot aus dem Bundestag zurück. Gelegentlich müssen sie es. Die Behauptung des finanzpolitischen Sprechers der Grünen, Oswald Metzger, daß der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel die "Hosen runter" habe, konnte nur das Parlamentsfernsehen mit Bildern eindeutig widerlegen. Den schnellen Schwenk auf Theo Waigel, der daraufhin aufgestanden war, um zu zeigen, daß er seine Hosen selbstverständlich noch anhatte, schafften während der Haushaltsdebatte nur die Kameras des Parlamentsfernsehens. Eine Stunde später jedoch war die Szene bereits in den ZDF-Nachrichten zu sehen.
Das Fernsehen des Deutschen Bundestages beliefert die Sender aber nicht nur in solchen Notfällen. Nachrichten-Magazine wie Spiegel-, Stern- und Focus-TV oder früher ZAK übernehmen regelmäßig Aufzeichnungen, ntv übernimmt sie komplett. Nahezu jeder Sender, der Nachrichten oder politische Magazine produziere, habe im vergangenen Jahr gelegentlich auf die Aufzeichnungen des Bundestagsfernsehens zurückgegriffen, berichtet Warlo.
Alle Plenarsitzungen werden vom Fernsehen des Deutschen Bundestages aufgezeichnet und archiviert. Dieses Archiv läßt sich nicht nur für die aktuelle Berichterstattung nutzen. Abgeordnete und Sender können mit Hilfe dieser Archivierung auch auf die Sekunde genau ermitteln lassen, welcher Redner zu welchem Thema in welcher Debatte gesprochen hat. Möglich ist außerdem eine Suche mit Schlagwörtern.
Abgeordneten und Redaktionen bietet das Fernsehen des Deutschen Bundestages außer diesen Übertragungen einen Service, den die Fernsehsender auch den Zuschauern bieten: Videotext. Der Bundestags-Teletext informiert über die anstehenden Debatten, zeigt die Rednerliste und die Redezeit, liefert den Termin für die Abstimmung. Darüber können auch die Sitzungsprotokolle abgerufen werden. Der Teletext informiert aber noch viel umfassender über alles, was die Abgeordneten interessieren könnte. Neben einem Blick ins Parlamentsarchiv oder auf die anstehenden Wahltermine der Bundesländer lassen sich auch die Flugpläne von Köln/Bonn nach Berlin und die Speisekarten einiger Restaurants einsehen.
Abgeordnete und Redaktionen werden das Fernsehen des Deutschen Bundestags auch nach dem Umzug in das Berliner Reichsstagsgeb
Quelle:
http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9806/9806014