Mahnmal-Entwürfe im Plenum vorgestellt
Die Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien, Dr. Elke Leonhard, und der Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, Dr. Michael Naumann, haben am 21. Januar 1999 in der Lobby des Plenarsaals die Modelle für das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin präsentiert.
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von links nach rechts: Dr. Günter Schlusche,
Mitarbeiter des Senators für Bau- und Wohnungswesen, Berlin,
Dr. Elke Leonhard, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und
Medien, Dr. Michael Naumann, Beauftragter der Bundesregierung
für Angelegenheiten der Kultur und der Medien. |
Als Alternative zu den bislang diskutierten Entwürfen (Eisenman/Serra, Gerz, Libeskind, Weinmiller), die im zweiten, erweiterten Wettbewerb der 13. Wahlperiode für die Realisierungsphase ausgewählt wurden, ist nun noch eine überarbeitete Version des Modells von Peter Eisenman hinzugekommen. Dieser Alternativ-Entwurf sieht die künstlerische und architektonische Verbindung des Denkmals für die ermordeten Juden in Europa mit einem Haus der Erinnerung zum Gedenken an die Opfer des Holocaust vor. In diesem Gebäude sollen Ausstellungen, eine Bibliothek und eine Forschungsabteilung untergebracht werden. Die Ausstellungs abteilung dokumentiert die Geschichte des Antisemitismus und den Völkermord an den Juden in Deutschland. Die Bibliothek soll die zum Thema erschienene Literatur der interessierten Öffentlichkeit und der Fachwelt zur Verfügung stellen. In dem Forschungsbereich könnte schließlich ein Teil des Archivs des New Yorker Leo-Baeck-Instituts sowie ein Genozid-Watch-Institut zur Erforschung des Völkermordes und der Möglichkeiten seiner Prävention untergebracht werden. Das Denkmal basiert auf dem bereits bekannten Entwurf von Eisenman/Serra, der ein Stelenfeld aus Betonpfeilern unterschiedlicher Höhe zum individuellen stillen Gedenken vorsieht.
Der Eisenman-Naumann-Kompromiß - die Verbindung eines Holocaust-Mahnmals mit einem Haus der Erinnerung - hat die rund 10jährige Debatte über ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas neu belebt. In seiner Ansprache anläßlich des nationalen Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar im Deutschen Bundestag betonte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse: "Es ist ein Stück Selbstaufklärung der Gesellschaft, wenn sie öffentlich darüber diskutiert, wie sie mit der Vergangenheit, mit der Erinnerung an die Zeiten der Inhumanität und Menschenverachtung, der Diskriminierung des Genozids, umgehen kann und will. Gerade deswegen ist die Kontroverse um ein Holocaust-Denkmal in Berlin von solchem Gewicht, und gerade deshalb gehört diese Debatte auch in unser Parlament." Über die Verwirklichung des Holocaust-Mahnmals soll letztlich der Bundestag entscheiden.