EXPERTEN SIND SICH EINIG
"Politik muss Rahmenbedingungen für die Sportvereine verbessern"
(sp) Die Politik muss dafür sorgen, dass die Sportvereine und die dort ehrenamtlich Tätigen bessere Rahmenbedingungen erhalten. Diese Auffassung vertraten die Sachverständigen bei einer Anhörung des Sportausschusses am 14. November einhellig. Die Rahmenbedingungen müssten ehrenamtliches Engagement erleichtern und nicht erschweren, glaubt Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turner-Bundes.
Wenn die Vereine ihre soziale Bindungsfunktion insbesondere in Ortsteilen effektiv ausüben sollen, müsse man ihnen im Steuerrecht entgegenkommen. Nach Einschätzung des Sachverständigen war die jüngste Erhöhung der Übungsleiterpauschale von 2.400 DM auf 3.600 DM ein richtiger Schritt. Allerdings müsse der Personenkreis, der davon profitiert, ausgeweitet werden. Zu der Neuregelung der 630-DM-Jobs erklärte der Sachverständige, diese ziehe zu viel Verwaltungsaufwand nach sich und müsse vereinfacht werden.
Nach Meinung des Präsidenten des Sportbundes Köln, Rainer Maedge, befindet sich der Sport derzeit in einer Umbruchphase. Individualisierung und Kommerzialisierung würden zunehmen und immer mehr Leute sich gewerblichen Einrichtungen zuwenden. Es sei dringend nötig, den Vereinen eine neue Perspektive zu geben.
In quantitativer Hinsicht gebe es keine Krise des Ehrenamtes, zeigte sich Rolf Müller, Präsident des Landessportbundes Hessen, überzeugt. Noch nie hätten sich so viele Menschen im Sport engagiert wie heute. Die Krise liege eher in der Wertschätzung der Betroffenen. Das Ehrenamt werde häufig als "Spardose der öffentlichen Hand" gesehen.
Rainer Hipp, Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes Baden-Württemberg, wies darauf hin, dass derzeit 2,2 Millionen ehrenamtlich Engagierte eine Funktion in Sportvereinen ausübten. Allerdings hätten die Betroffenen die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Der Experte plädierte dafür, das Thema Sport im Zusammenhang mit Gesundheit zu sehen. Hier könne viel gespart werden, wenn entsprechend investiert werde.
Auch der Vorsitzende des TV Jahn Rheine, Klaus-Dieter Remberg, vertrat die Einschätzung, dass der Sport von der Politik zu wenig als Querschnittsaufgabe verstanden wird. Sowohl die Gesundheits- als auch die Sozialpolitik seien ohne den Sport und sportliche Betätigung nicht denkbar.