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Haupthalle mit
Treppenaufgängen. |
Die Architektur
Stephan Braunfels tritt mit seinen beiden Gebäuden westlich
und östlich der Spree nicht in den Wettbewerb mit der
wilhelminischen Fassade des Reichstagsgebäudes. Stattdessen
reflektiert er sie bar aller Ornamentik. Der gut 350 Meter lange
Block aus zwei über die Spree miteinander verbundenen
Gebäuden fällt Betrachtern zuerst durch federleichte,
weit auskragende Dachkonstruktionen auf, die mit ihren
transparenten Kassettendecken im Inneren der Gebäude
Leichtigkeit schaffen und dem Gussbeton der Wände und
Säulen durch das Spiel von Licht und Schatten wechselnde
Strukturen verschaffen.
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Blick vom
Paul-Löbe-Haus. |
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Die so
genannte Bramante-Treppe. |
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Das Haus setzt auf Öffentlichkeit. Der Spreeplatz am
westlichen Ufer, der über eine lange, leicht geschwungene
Treppe zur Spree hinunterführt, korrespondiert an der
gegenüberliegenden Seite mit einer sich nach oben weitenden
Freitreppe, die knapp unter dem Dach des
Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses endet. Er lädt zur
Muße ein, vielleicht auch zur Beredsamkeit: Hier treffen sich
West und Ost und der Blick öffnet sich in alle
Himmelsrichtungen. Die städtebauliche und damit auch
öffentliche Bedeutung des Brückenschlags über die
Spree vom Paul-Löbe-Haus zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
ist präsent in dem Raum zwischen den beiden Blöcken, die
für die Öffentlichkeit durch eine schmale Brücke
verbunden sind.
Wer hier arbeitet, wird Ruhe finden und
doch mittendrin im parlamentarischen Geschehen sein können,
denn die Wege in die anderen Häuser des Bundestages sind
kurz.
Das Innere des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses ist
geprägt durch das Licht, das durch die Kassettendecke in das
Gebäude kommt und die klaren Formen in der Haupthalle immer
wieder zu verändern scheint. Man kann die rechteckige Halle,
geteilt in großer Höhe durch eine lange metallene
Schiene, in der Lautsprecher untergebracht sind, auf einer
umlaufenden Galerie von allen Seiten betrachten. Immer wird man
beeindruckt sein vom Herzstück des Hauses, der
Bibliotheksrotunde am westlichen Ende der Halle. Unter der
Informations- und Beratungsebene des Rundbaus, durch dessen zwei
große Fensterfronten der Blick über die Spree zum
Reichstagsgebäude geht, ist in einem sonst leeren Raum ein
Stück der Berliner Mauer erhalten. Das Teilstück der so
genannten Hinterlandmauer folgt ihrem einstigen Verlauf und
verweist somit auf die Geschichte des Ortes. Über der
Gedenkstätte sind fünf Ebenen, unter anderem die
Beratungsebene, und zwei Lesesäle angeordnet. Aus den Tiefen
des Hauses kommen über ein ausgeklügeltes Transportsystem
die gewünschten Bücher aus den Magazinen.
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Haupthalle
mit Bibliotheksrotunde. |
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Untersicht
der Bramante-Treppe. |
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Beeindruckend ist auch der große Anhörungssaal, in dem
künftig vor allem Untersuchungsausschüsse arbeiten
werden. Von hier aus geht der Blick über die Spree auf das
Paul-Löbe-Haus, auf die doppelstöckige Brücke
zwischen beiden Häusern und auf das Reichstagsgebäude.
Unter dem 290 Quadratmeter großen Raum liegt eine Treppe der
besonderen Art, die so genannte Bramante-Treppe, benannt nach dem
ersten Architekten der Hochrenaissance, der 1503 auch zum ersten
Architekten der neuen Peterskirche in Rom wurde. Aber auch andere
Treppen im Haus sind Blickfang durch ihre Verspieltheit und
Formenvielfalt – die Trompetentreppe an der Rotunde oder die
„Himmelsleiter“, auf der man zur Galerie gelangt, die
die Halle umläuft.
Die 600 Büros sind in Gebäudekämmen
untergebracht, von denen zwei nur halbe Kämme sind, eine
bauliche Notwendigkeit, die den gegenüberstehenden
Plattenbauten auf der westlichen Seite der Luisenstraße
geschuldet ist, deren Abriss zwar beschlossen, aber noch nicht
vollzogen ist.
Nun wird das Haus in Besitz genommen. Von denen, die in ihm
arbeiten und seine Dienstleistungen nutzen werden, und von den
Flaneuren, Neugierigen, Interessierten, die sich ein Urteil bilden
oder einfach nur beeindrucken lassen möchten. Beide werden
sich nicht aus den Augen verlieren. So haben es Bauherr und
Architekt gewollt.
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Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. |