Die so genannte "100-Tage-Schonfrist", die jeder neuen Regierung von Seiten der Opposition und der Medien eingeräumt wird, um sich in ihre Aufgabe einzuarbeiten, gehört zu den Gepflogenheiten des politischen Betriebs. Kritik wird in dieser Zeit natürlich trotzdem geübt, aber es werden von der Bundesregierung eben keine großen politischen Taten erwartet. Nach Ablauf der Zeitspanne ist es üblich, eine erste Bilanz darüber zu ziehen, wie der Regierungsauftakt ausgefallen ist.
Der Begriff geht ursprünglich zurück auf jene 100 Tage zwischen dem 1. März und dem 18. Juni 1815, in denen Kaiser Napoleon nach seiner Rück-kehr aus dem Exil auf der Insel Elba erneut die Macht in Frankreich an sich gerissen hatte, bis Briten und Preußen in der Schlacht bei Waterloo seiner Herrschaft endgültig ein Ende setzten.
Zu einer politischen Schonfrist wurden die 100 Tage, als US-Präsident Franklin D. Roosevelt Anfang der 1930er-Jahre verkündete, seine Wirtschaftsreformen des "New Deal" bräuchten 100 Tage, um erste Erfolge hervorzubringen.