Es wird ja immer alles teurer: das Benzin, die Nebenkosten, die Urlaubsreisen: das ganze Leben halt. Gut, wenn man da einen Job hat. Noch besser, wenn man einen richtig gutbezahlten Job hat.
Klaus Kleinfeld beispielsweise kann der nächsten Nebenkostenabrechnung eher gelassen entgegen schauen. Der Mann ist Chef des Siemens-Konzerns und erhielt vor wenigen Tagen die Nachricht, dass sein Gehalt um dreißig Prozent erhöht wird. Bei einer Jahresvergütung von bislang etwa 3,3 Millionen Euro macht das schon was aus - nämlich eine gute Million. Kann man ja gut brauchen in diesen Zeiten. Gerade Kleinfeld wird diese kleine Aufstockung wohl zu schätzen wissen: In Interviews erzählt er gern, dass er als Schüler für zwei Mark die Stunde Regale im örtlichen Supermarkt aufgefüllt hat, um sich etwas dazuzuverdienen für das harte Leben in einer 56-Quadratmeterwohnung in einer Bremer Arbeitersiedlung. Faulheit war, so der Manager, Zeit seines Lebens "einfach nicht drin". Deshalb kann Kleinfeld heute sagen: "Alles, was ich besitze, habe ich mir mit eigenen Händen geschaffen." Das, was er mit seinen Händen schafft, erleben jetzt viele tausend Siemens-Beschäftigte. Ihnen hilft der Chef gern mit dem Hinweis auf die Sprünge, jeder Teil des Konzerns müsse sich "sein Mittagessen selbst verdienen". Scheint nicht zu reichen: Mehrere zehntausende Mitarbeiter wurden schon "ausgegliedert", andere sehen ihren Kündigungen entgegen. Doch auch sie werden sicher Verständnis haben für die dringende Notwendigkeit der kleinen Gehaltssteigerung, die ja eigentlich keine Erhöhung, sondern eine längst überfällige Anpassung ist: Immerhin mussten die Siemens-Manager schon drei Jahre bei stagnierenden Einkommen darben und liegen im Vergleich mit anderen Unternehmen hintendran. Gottlob aber gehört dem Gremium, das über die Siemens-Gehälter entscheidet, auch Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann an, der bei einem Einkommen von 11,9 Millionen Euro pro Jahr auch weiß, wie ein angemessenes Gehalt auszusehen hat. Vielleicht würde es die Siemens-Mitarbeiter fröhlicher stimmen, wenn Kleinfeld verspräche, sein Geld zweckgebunden zu verwenden. Rund 20 Millionen Euro kostet derzeit ein Flug zur Raumstation ISS für Privatpersonen. Damit sich Kleinfeld ein One-way-Ticket zum Mond leisten kann, würden die Arbeiter bestimmt noch was zuschießen.