Einstimmig fiel die Abstimmung zu einem weiteren Gesetzentwurf der Bundesregierung ( 16/2954) aus, mit dem der Zuzug rumänischer und bulgarischer Arbeitnehmer begrenzt wird. Danach bleiben die geltenden Beschränkungen beim Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für eine Übergangszeit von zunächst zwei Jahren in Kraft. Maximal kann diese Regelung bis auf sieben Jahre ausgedehnt werden. Bei Enthaltung der Links-Fraktion verabschiedete das Parlament zugleich einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen von Union, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen ( 16/3090). Darin würdigen sie die bisherigen Reformfortschritte Rumäniens und Bulgariens. Zugleich mahnen sie strenge Kontrollen zur weiteren Erfüllung der Beitrittskriterien an. Dies sei "von herausragender Bedeutung für die Glaubwürdigkeit der Union nach innen wie nach außen sowie für die Akzeptanz der Erweiterung in der Bevölkerung".
Unter anderem im Bereich der inneren Sicherheit sei eine Fortsetzung der Kontrolle unverzichtbar. Sollten nicht alle Verpflichtungen erfüllt werden, "müssen Schutzmaßnahmen wie die Nichtanerkennung von Strafurteilen oder die Nichtauslieferung deutscher Staatsangehöriger wirken", schreiben die Parlamentarier. Im Bereich der Landwirtschaft und Nahrungsmittelsicherheit seien zudem EU-Gelder einzubehalten oder zu reduzieren, wenn in Rumänien und Bulgarien kein voll funktionsfähiges Verwaltungs- und Kontrollsystem für eine korrekte Abwicklung von Zahlungen vorhanden ist.
Im Europaausschuss hatte sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Tag zuvor dafür eingesetzt, die Debatte, wann mögliche Sanktionen greifen sollen, nicht zu überspitzen. Der vereinbarte Kontrollprozess mache es möglich zu reagieren, so der Minister. Eine Entscheidung über das Inkrafttreten von Schutzklauseln werde von der EU-Kommission erst nach Vorlage des nächsten Fortschrittsberichts am 31. März getroffen.
Redner aller Fraktionen betonten, dass sie den Beitritt Rumäniens und Bulgariens begrüßen, obwohl es unbestreitbar Schwierigkeiten gebe. Der europapolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Axel Schäfer, betonte: "Wir haben jetzt vom Schwarzen Meer bis zum Polarkreis ein Band der Stabilität." Der FDP-Abgeordnete Markus Löning sagte, beide Länder seien stabile Demokratien und wiesen Wachstumsraten auf, von denen Deutschland nur träumen könne. Der Unions-Abgeordnete Michael Stübgen würdigte den Beitritt als Schritt in einem historischen Prozess der europäischen Geschichte. Für die Grünen erinnerte Rainder Steenblock daran, dass jeder Erweiterungsschritt bislang dazu führte, "dass das europäische Haus größer geworden ist". Der Linksparlamentarier Hakki Keskin mahnte, Rumänien und Bulgarien als gleichberechtigte Partner anzuerkennen.