Das Virus ist hoch ansteckend. Es greift global um sich. Impfstoff? Fehlanzeige. Es taucht auf wie aus dem Nichts. Trotz aller Warnungen wird es unterschätzt. Dann schlägt es jäh zu. Sein Name: A5M1, im Volksmund auch "Virangie". Die Symptome: Entrückter Gesichtsausdruck, verklärter Blick, feuchte Hände. Nach 100 Tagen müssen wir eine verheerende Bilanz ziehen. Wie viele infiziert sind, wagt niemand zu schätzen. Aber, so viel ist klar, es sind viele, sehr viele. Selbst die Virologen vom Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems stehen vor einem Rätsel. Bislang konnten nur besonders gefährdete Gruppen identifiziert werden. Zu ihnen gehören Staatschefs, Sozialdemokraten und Journalisten.
Jacques Chirac zum Beispiel, hat nach dem Dauerhandküssen mit Frau Merkel gravierende Haltungsprobleme. Schlimmer aber hat es George W. Bush getroffen: Seit Merkels Antrittsbesuch zeigt er Zeichen tiefer Verwirrung. Wie kann die Dame aus Deutschland auf dem Sofa im Oval Office so charmant sein und gleichzeitig unverblümt an Guantanamo mäkeln? Tief besorgt basteln die Falken in Washington schon an dem Plan, bad guy Gerd zurück an die Macht zu bringen. Bei dem wusste man immerhin, woran man war. Mahmud Ahmadinedschad dagegen hat die M-Gefahr frühzeitig erkannt. Über seinen Kommunikationschef ließ der iranische Staatspräsident kürzlich verlauten, Merkel sehe "sich selbst als Adolf Hitler" und glaubt daher, "dass sie als Kanzlerin die Welt beherrschen kann". Uh, das ist zwar böse, Herr Präsident, aber es wird nicht reichen. Irgendwann erwischt A5M1 auch Sie. Zuvor müssen wir uns aber um Franz Müntefering sorgen. Dem früheren SPD-Chef ist das Virus auf die Ohren gegangen. Für Kritik seiner Genossen am Schmusekurs mit der neuen Chefin ist er seither taub.
Bei Journalisten sind ebenfalls Befallsmerkmale festzustellen. Das Virus schlägt voll auf die Schreibe durch. Scheinbar wie von selbst gleiten die Finger zu den Tasten, bilden Worte wie "großartig", "sensationell" und "wundervoll". Doch kaum ein Leser wundert sich. Wie auch. Schließlich finden fast 80 Prozent der Deutschen Merkel toll. Sagen die Umfragen. Was könnte helfen angesichts der grassierenden Angiemanie? Eine Drei-Kilometer-Schutzzone ums Kanzleramt? Krisenstab? Das muss Chefsache sein. Frau Bundeskanzlerin, übernehmen Sie!