Die Bilanz zum Besuch Benedikts XVI. in Bayern, die die katholische Bischofskonferenz bei ihrer Vollversammlung vergangene Woche in Fulda zu ziehen gedachte, wies nicht nur Glanzlichter auf. Zu heftig waren die Reaktionen aus der muslimischen Welt auf das Zitat des Papstes bei seiner Vorlesung an der Universität Regensburg, wonach Mohammed mit der Begründung des Islams nichts Gutes bewirkt habe. Schadensbegrenzung war angesagt. Der Vorsitzende der Konferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann, stellte erneut heraus, niemand dürfe bezweifeln, dass es Benedikt XVI. um einen aussichtsreichen Dialog zwischen Christentum und Islam gehe. Der Papst habe mit "großer Sensibilität" reagiert, mehrfach die Missverständnisse bedauert und in einer "ganz außergewöhnlichen" Geste islamische Botschafter und Geistliche empfangen, um seinen Standpunkt zu erläutern. "Mehr kann und braucht der Papst nicht zu tun", so Lehmann. Dennoch ließ der Kardinal auch leise Kritik an der Rede des Papstes durchblicken und packte die kritischen Töne diplomatisch geschickt in die Bewertung, das Zitat des byzantinischen Kaisers aus dem 14. Jahrhundert sei "gewiss nicht notwendig" gewesen.
Zum Abschluss der Versammlung reagierte die Bischofskonferenz auf neue Anschuldigungen gegen den Papst mit einer offiziellen Erklärung. Darin fordern die Bischöfe die Muslime zum Gewaltverzicht und zur Respektierung der Meinungs- und Religionsfreiheit auf, zugleich verwahren sie sich gegen "immer neue Forderungen oder gar Drohungen".
Die dunklen Wolken über dem Papstbesuch, der unter dem blauen Himmel Bayerns ablief, bewahrte die Bischofskonferenz davor, sich der Illusion hinzugeben, die Kirche sei in der deutschen Öffentlichkeit präsenter als zuvor. In vorderster Front weiß Kardinal Lehmann, dass sein Wort nicht deshalb Gehör findet, weil er für die katholische Kirche spricht, sondern weil seine Argumente überzeugen oder zumindest beachtlich sind. Das gilt auch für sein Eröffnungsreferat über den "gar nicht so selbstverständlichen "Begriff der sozialen Gerechtigkeit und auch für die anderen Schwerpunkte der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz. So wurde etwa dem Klimawandel breiter Platz in den Beratungen eingeräumt. In einem 70 Seiten starken Papier wiesen die Bischöfe auf die Bedrohung der menschenwürdigen Existenz und der Ökosysteme durch die Erderwärmung hin.