"Heutiges Energieversorgungssystem ist nicht nachhaltig"
Berlin: (hib/VOM) Das heutige Energieversorgungssystem ist unter anderem wegen der zu hohen Kohlendioxidemissionen und wegen des fehlenden Zugangs vieler Menschen zu grundlegenden Energiedienstleistungen in wesentlichen Aspekten nicht nachhaltig. Diese Feststellung trifft die Enquete-Kommission "Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und Liberalisierung" in ihrem ersten Bericht ( 14/7509), der sich als "Bestandsaufnahme und Ansatzpunkt" versteht. Die Herausbildung eines nachhaltigen Energiesystems stelle Wirtschaft und Gesellschaft vor enorme Herausforderungen, heißt es. Das Angebot an kostengünstigen Energiedienstleistungen müsse weltweit erheblich ausgeweitet werden. Den Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern sei ein gerechter Zugang zu Energie zu ermöglichen, um damit humane Lebensbedingungen zu schaffen. Die Umweltbelastungen seien weltweit auf ein Maß zu begrenzen, das die Aufnahmekapazität der Ökosysteme und natürlichen Stoffkreisläufe nicht überschreitet. Auch seien die rationelle Energieumwandlung und Energienutzung sowie der Anteil erneuerbarer Energien zu steigern.
Die Kommission räumt ein, dass es einen Dissens bei der Bewertung der Nutzung von Atomenergie im Hinblick auf das Risiko großer Unfälle mit hohem Schadensumfang, hoher Schadensdichte, sehr langfristigen Folgewirkungen und ihrer Eintrittswahrscheinlichkeiten gibt. Die Mehrheit der Kommission hält die Nutzung der Atomenergie den Angaben zufolge für nicht nachhaltig, die Vertreter einer Minderheit (CDU/CSU und FDP einschließlich der von ihnen benannten Sachverständigen) teilten diese Einschätzung dagegen nicht.
Im Übrigen tritt die Kommission dafür ein, den Weg des Klimaschutzes fortzusetzen und jetzt die Weichen für eine nachhaltige Energienutzung und -versorgung im 21. Jahrhundert zu stellen. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten für Treibhausgasminderungen seien heute vielfach groß und könnten noch gesteigert werden, etwa durch eine bessere Energieeffizienz und durch die Nutzung erneuerbarer und anderer emissionsarmen Energieträger und -systeme. Angesichts des Klimawandels erfordere eine nachhaltige Energieversorgung einen Wandel des gegenwärtigen Energiesystems. Ziel müsse es sein, das Potenzial zu wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Anpassung an veränderte Klimabedingungen zu fördern. Die Kommission sieht nicht die Gefahr, dass die traditionellen Energieträger mittelfristig nicht ausreichend zur Verfügung stehen werden. Dennoch gebe es zu einer Politik der Ressourcenschonung keine Alternative. Einige Kommissionsmitglieder seien allerdings der Auffassung, dass es bereits in den nächsten beiden Jahrzehnten zu einer Erdölverknappung kommen könnte. Im Mittelpunkt einer nachhaltigen Energiepolitik steht für die Kommission nach eigener Aussage die Schaffung von Rahmenbedingungen für funktionierende Märkte und für volkswirtschaftlich preiswürdige Energiedienstleistungen, um die Potenziale für Energieeffizienz und Energiesparen auszuschöpfen. Nur so ließen sich nachhaltige Technologien wie die erneuerbaren Energien weltweit zur Basis der Energieversorgung machen.