Entwicklungstendenzen von Nahrungsmittelangebot und -nachfrage untersucht
Berlin: (hib/POT) Das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) hat im Auftrag des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung das vom früheren Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten angeregte Projekt "Entwicklungstendenzen von Nahrungsmittelangebot und -nachfrage und ihre Folgen" abgeschlossen. Die hierzu vorgelegten drei Endberichte beschäftigen sich mit den Themen "Potenziale zur Erhöhung der Nahrungsmittelqualität" ( 15/1673), "Potenziale zum Ausbau der regionalen Nahrungsmittelversorgung" ( 15/1674) sowie "Potenziale für eine verbesserte Verbraucherinformation" ( 15/1675).
Zum Schutz der Gesundheit ist Lebensmittelsicherheit eine grundlegende Anforderung. Es wäre jedoch eine starke Verkürzung, Lebensmittelsicherheit mit Qualität gleichzusetzen, da diese nur einen Aspekt von Qualität darstelle. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht "Potenziale zur Erhöhung der Nahrungsmittelqualität". Weiter heißt es, für die Qualität von Nahrungsmitteln sei eine Vielzahl von Qualitätsaspekten, -dimensionen und -zielen relevant. Diese würden durch verschiedene wissenschaftliche Zugänge, unterschiedliche Qualitätsziele der Akteure in der Nahrungsmittelkette und differierende Qualitätsanforderungen der Verbraucher geprägt, zwischen denen es teilweise zu Konflikten und Konkurrenzsituationen kommen könne. Für einen Teil der Qualitätsdimensionen, wie zum Beispiel tiergerechtere Haltung, fehlten eindeutige und unumstrittene Definitionen und Standards. Für den Verbraucher resultiere daraus unzureichende Markttransparenz und fehlende Nachvollziehbarkeit. Es sei daher sinnvoll, Qualitätssicherungssysteme einzuführen, die auf übergreifende Zertifizierungsstandards abzielen. Auch privatwirtschaftliche Qualitätssicherungssysteme seien wichtig, sie müssten jedoch von staatlichen Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten bei Verletzung der Anforderungen begleitet werden, heißt es in der Teilstudie weiter.
Der Bericht "Potenziale zum Ausbau der regionalen Nahrungsmittelversorgung" betont, dass die diesbezüglichen Möglichkeiten noch effizienter und professioneller genutzt werden könnten. Hierzu müssten die ökonomischen Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen bei der Verbrauchernachfrage besser berücksichtigt sowie Kooperationen in der Versorgungskette noch gezielter gefördert werden. Eine deutliche Erweiterung regionaler Nahrungsmittelversorgung werde nur über den Lebensmitteleinzelhandel möglich sein. Dabei sei zu beachten, dass die bloße Regionalität von Nahrungsmitteln nicht ausreiche, um dauerhafte Erfolge zu erzielen. Vielmehr müssten zur besseren Vermarktung regionale Produkte zu regionalen Spezialitäten mit geschützter Herkunftsangabe entwickelt werden, empfiehlt die TAB-Teilstudie. Gerade die Möglichkeiten der EU-Herkunftszeichen könnten in Deutschland noch stärker ausgeschöpft werden.
Aufgrund immer komplexerer und unübersichtlicher werdender Prozesse in der Nahrungsmittelkette sowie verschiedener Lebensmittelskandale ist das Informationsbedürfnis der Verbraucher stark gestiegen. Allerdings seien wissenschaftlich korrekte, allgemeinverständlich formulierte und handlungsrelevante Informationen nur sehr schwierig gleichzeitig zu erreichen. Darauf weist die dritte TAB-Studie "Potenziale für eine verbesserte Verbraucherinformation" hin. Die derzeitige Kennzeichnungspraxis von Lebensmittel sei zu stark an lebensmitteltechnologisch und juristisch exakten Definitionen und zu wenig an der Alltagssprache und dem Allgemeinverständnis der Verbraucher orientiert. Eine Antwort auf Probleme bei der Kennzeichnung seien Gütezeichen, die eine Vielzahl von Informationen zur Qualität von Nahrungsmitteln bündeln und deren Kriterien und Hintergründe, zum Beispiel durch stärkere Nutzung des Internets, transparent gemacht werden könnten.