Prompte Antworten sind die Regel
Die Arbeit des Sach- und Sprechregisters des Deutschen Bundestages
Jedes Wort, das ein Abgeordneter im Plenum des Deutschen Bundestages äußert, und jede Initiative, die seinen Namen trägt, wird im Sach- und Sprechregister des Parlaments fein säuberlich festgehalten. In erster Linie aber nutzen die Abgeordneten das Register selbst - beispielsweise wenn sie die Drucksachennummer eines bestimmten Antrages benötigen oder den genauen Stand einer Gesetzesinitiative.
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"Die Mitarbeiter der Abgeordneten rufen bei uns an, wenn sie allein nicht mehr weiterkommen", sagt Dr. Eckhard Reiche, stellvertretender Leiter des Sach- und Sprechregisters. Ihre Fragen reichen von der aktuellen Tagesordnung bis hin zu historischen Vorgängen.
Die Schnelligkeit, mit der beim "Sach- und Sprechregister" des Deutschen Bundestages Anfragen beantwortet werden, hat es zur bevorzugten Informationsquelle der Parlamentarier gemacht. Sie greifen lieber zum Telefonhörer, als sich im Intranet selbst die Antworten herauszusuchen. "Das machen die Erfahrung und vor allem die tägliche Routine", erklärt Reiche, warum die telefonische Anfrage schneller zum Erfolg führt als die Online-Recherche der Mitarbeiter. Außerdem haben die Mitarbeiter des Registers Zugriff auf Datenbanken, die alle parlamentarischen Vorgänge zurück bis zur achten Legislaturperiode enthalten. Nicht bei allen Fragen ist es mit einer kurzen Suche in der Datenbank getan. Umfassende Anfragen wie die nach "allen wirtschaftspolitischen Aktivitäten" einer Fraktion werden als Auftrag angenommen und bearbeitet, sobald ein wenig Ruhe einkehrt. Doch in aller Regel kommt die Antwort prompt.
Manchmal sind die Anrufer nicht nur von der Schnelligkeit des Ergebnisses überrascht, sondern auch von dessen Inhalt. "Das glaube ich Ihnen nicht", habe eine Abgeordneten-Mitarbeiterin schon einmal seine Auskunft kommentiert, erzählt Reiche.
Die Auskunft am Telefon ist zwar das, wofür das Sach- und Sprechregister bekannt ist, aber eigentlich macht sie nur einen kleinen Teil der Arbeit aus: Auf drei bis fünf Prozent schätzt Reiche den Anteil. Neben Wissenschaftlern und Bibliothekaren arbeiten hier auch Verwaltungsbeamte des mittleren Dienstes. "Eine hohe Arbeitszufriedenheit" bescheinigt der stellvertretende Leiter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er führt das darauf zurück, dass die Aufgaben vielfältig sind und geschickt verteilt werden.
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Der Herr der Zahlen und Fakten: Dr. Ernst Kohl, Leiter des Sach- und Sprechregisters im Deutschen Bundestag. |
Die Aufbereitung der Dokumente und das Einspeisen in die Datenbanken machen den Löwenanteil der Arbeit aus. "Vielleicht 20 Prozent von dem, was wir einspeisen, wird anschließend wieder gebraucht", sagt Reiche, "aber das lässt sich vorher natürlich nicht abschätzen."
Die Programmierer der Datenbanken sitzen woanders: im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf. Zweimal pro Tag werden die Daten von dort in das Netz des Deutschen Bundestages überspielt, insgesamt sind es in jeder Legislaturperiode 400.000 Dokumenteneinheiten. Der Service des Sach- und Sprechregisters steht in erster Linie den Abgeordneten zur Verfügung. "Das sind unsere Hauptkunden", sagt Reiche. Im Schnitt beanspruchen sie die Hälfte der Kapazität. Gerichte, Verbände und Botschaften nutzen außerdem diese Informationsquelle. Grundsätzlich steht sie auch jedem anderen Bürger offen. Schon die Anrufe der Institutionen sollen jedoch eigentlich von der Vermittlung in das Parlamentsarchiv weitergeleitet werden, damit sich die Mitarbeiter des Sach- und Sprechregisters hauptsächlich den Abgeordneten widmen können. "In der Praxis funktioniert das aber nicht", sagt Reiche. "Wenn jemand erst mal unsere Durchwahl hat, dann ruft er beim nächsten Mal wieder direkt bei uns an."
Kämen dazu noch Anfragen aus der "normalen" Bevölkerung in größerem Umfang, würde das die Kapazitäten der 20 Mitarbeiter sprengen, sagt Reiche. Und er weiß, wovon er spricht: Bei einem Rundfunk-Interview über die Arbeit des Sach- und Sprechregisters sei einmal die direkte Telefonnummer angegeben worden. Nach der Ausstrahlung und auch noch nach einigen Wiederholungen hätten sie sich vor Anrufen kaum retten können, erzählt er. Die meisten der Anrufer waren allerdings nicht wissensdurstig. Sie wollten nur die Telefonnummer überprüfen oder sich einen Spaß mit den Mitarbeitern machen.