Bundesregierung will schärfere Qualitätsstandards für Au-Pair-Verhältnisse
Berlin: (hib/BES) Vor dem Hintergrund des Missbrauchs von Au-Pair-Verhältnissen in Deutschland erwägt das zuständige Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), eine Konferenz zu veranstalten. Dabei sollten "möglichst viele Beteiligte", darunter private Vermittlungsagenturen, an einen Tisch gebracht und qualitätssichernde Standards entwickelt werden. Der missbräuchliche Einsatz von Au-pair-Mädchen, seltener auch Au-pair-Jungen, zu umfangreichen ausbeuterischen Haushaltsarbeiten und im schlimmsten Fall der Zwang der jugendlichen Ausländerinnen und Ausländer zur Prostitution ist am Mittwochvormittag im Familienausschuss beraten worden. Handlungsbedarf besteht nach Ansicht der Bundesregierung vor allem bei den allgemeinen Qualitätsstandards und bei der Festlegung entsprechender Kriterien. Zwar seien die Rechte und Pflichten der Gastfamilien und der Au-pairs durch die Bundesanstalt für Arbeit festgelegt. Doch reiche dies nicht aus. Notwendig sei unter anderem die Einführung einer selbstverpflichtenden Zertifizierung für die Vermittlungsorganisationen, so eine Vertreterin des BMFSFJ. Auch sollten Beratungsstellen entstehen, die in Konfliktfällen vermitteln. Diese Rolle könnten Jugendämter und andere Träger der Jugendhilfe sowie die Vermittlungsagenturen übernehmen. Die CDU/CSU-Fraktion begrüßte in der Diskussion den Vorschlag der Zertifizierung als den "richtigen Weg". Bekannt sei inzwischen eine Reihe von Fällen des Missbrauchs. Daher müsse dringend gehandelt werden. Auch die FDP lobte den Tenor des Regierungsberichts und unterstrich vor allem den Bedarf an Konfliktbegleitung für beide Parteien. Die Schaffung von Anlaufstellen für Au-pairs oder Familien in Konfliktfällen sah auch Bündnis 90/Die Grünen als richtig an und schlug außerdem vor, Informationsblätter für Interessierte in den Botschaften auszulegen. Die Union bedauerte in diesem Zusammenhang, dass die Informationen der Bundesanstalt für Arbeit für Au-pairs nicht in den osteuropäischen Sprachen verfügbar seien. Angesichts der Tatsache, dass die Mehrheit der Au-pairs aus Mittelost- und Osteuropa stammt, sei zu überlegen, das Informationsangebot auch in diesen Sprachen zugänglich zu machen.