ÖFFENTLICHE ANHÖRUNG
Experten streiten über Fluch oder Segen der "Grünen Gentechnik"
(vs) Das Thema "Grüne Gentechnik" hat bei der Anhörung des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft am 8. Oktober unter den Sachverständigen für kontroverse Diskussionen hinsichtlich Nutzen und Risiken gesorgt.
So warnte Jörg Gerke von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, durch die Anwendung gentechnisch veränderten Pflanzen- und Saatguts würde über kurz oder lang der ökologische Landbau "kaputt gemacht". Norbert Heim vom Deutschen Bauernverband (DBV) hielt hinsichtlich der Risiken der Gentechnik weitere wissenschaftliche Abklärungen für notwendig. Der DBV nehme die Ängste in der Bevölkerung sehr ernst, sagte er.
Der Vertreter von Greenpeace, Christoph Then, sah ebenfalls die Grundsatzfrage der Risiken nicht gelöst. Die Technologie sei deshalb nicht reif für den Einsatz. Demgegenüber bezeichnete Jens Katzek von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie die Erfahrungen in den letzten fünf Jahren als "enorm". Die Vorteile der "Grünen Gentechnik" für den Anwender seien offensichtlich. Die derzeitige Politik führe nach Katzek jedoch dazu, dass es keinen Marktzugang geben werde, ja nicht einmal mehr Sicherheitsforschung betrieben werden könne. Professor Hans-Jörg Jacobsen betonte ebenfalls, Europa laufe in die Falle, durch "völlig überzogene Regelungen" die Technik nicht mehr handhabbar zu machen. Ähnlich äußerte sich Professor Klaus-Peter Jany vom Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik. Professor Lothar Willmitzer vom Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie sprach von "absolut hypothetischen Risiken".
Für Reinhard von Broock von der Lochow-Petkus GmbH ist die Gentechnik ein wichtiges Werkzeug bei dem Bemühen der Züchter, Sorten bereitzustellen, die dem Landwirt Verbesserungen bringen. Eine beachtliche Fusions- und Konzentrationsdynamik auf dem Weltmarkt sah Ulrich Dolata vom Forschungszentrum Arbeit-Umwelt-Technik der Universität Bremen. Die fünf größten Saatgutunternehmen bedienten weltweit über 40 Prozent des Saatgut-Weltmarktes. Mit einem eindeutigen "Nein" sei die Frage möglicher positiver Arbeitsmarkteffekte durch die "Grüne Gentechnik" zu beantworten.