Panorama
50 Jahre für den Deutschen Bundestag
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Konrad Bruns (links) wurde vom Direktor beim Deutschen Bundestag, Peter Eickenboom, verabschiedet.
Ein schlichtes Türschild in den Fluren des Bundestages sollte vor einem halben Jahrhundert die Laufbahn von Konrad Bruns entscheidend beeinflussen. "Die Aufschrift 'Regierungsinspektor' hat mich sehr beeindruckt", sagt Bruns, der sich damals kurz entschlossen vornahm, eines Tages Regierungsinspektor zu werden.
Das war im Jahr 1953. Damals hatte der Fünfzehnjährige gerade eine Lehre als Verwaltungsjungbote in der Registratur des Bundestages begonnen. Und damals konnte er wohl nur ahnen, dass der Regierungsinspektor, zu dem man ihn bereits 1965 ernannte, nur ein Schritt von vielen in einer ungewöhnlichen Laufbahn sein sollte. 1994 wurde er Regierungsrat, ein Jahr darauf Oberregierungsrat und 1999 Regierungsdirektor. Das blieb er dann auch bis zu seiner Pensionierung. Mitte August ist Konrad Bruns in seinem fünfzigsten Dienstjahr aus dem Verwaltungsdienst durch den Direktor beim Deutschen Bundestag, Peter Eickenboom, verabschiedet worden.
Von seinem Haus in Wachtberg-Oberbachem bei Bonn kann der frisch gebackene Pensionär, dem 1987 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde, nun auf ein halbes Jahrhundert Arbeit für den Bundestag zurückblicken. In dieser Zeit hat er abwechslungsreiche Stationen durchlaufen, war im Personalreferat, im Archiv und in der Parlamentsbibliothek tätig, arbeitete im Ausschussdienst für den Haushaltsausschuss, im Haushaltsreferat und von 1984 bis zu seiner Pensionierung im Justitiariat.
Konrad Bruns, der immerhin zehn Bundestagspräsidenten erlebt hat, kann viele Geschichten aus dem Parlamentsbetrieb erzählen. Etwa die vom roten Telefon. Das war 1965, als der Regierungsinspektor zum Sonderdienst im Vorzimmer des Bundestagsdirektors eingeteilt war. Am roten Telefon meldete sich die Protokollabteilung des Auswärtigen Amtes mit der Bitte, kurzfristig bei der Vorbereitung eines Empfangs für Charles de Gaulle bei Konrad Adenauer mitzuwirken. Da galt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Und für Konrad Bruns war es eine kleine persönliche Auszeichnung, als in seiner Gegenwart der Altbundeskanzler Adenauer seinen Gast mit den Worten empfangen konnte: "Herzlich willkommen und einen schönen guten Tag, Herr de Gaulle".
Und natürlich fiel auch der Umzug des Bundestages nach Berlin in seine Zeit. Im Jahr 2000 wurde das Justitiariat nach Berlin verlegt, und so wurde der Bonn-Befürworter zum Pendler zwischen Wachtberg-Oberbachem und seinem Dienstsitz im neuen Reichstagsgebäude. "Von Ort zu Ort zu pendeln, war nicht einfach", sagt Konrad Bruns. Aber da hatte er das Ende seiner Dienstzeit schon fest im Blick.
Was macht man nach 50 Jahren Bundestag. Konrad Bruns sagt, dass er ehrenamtlich an der Volkshochschule unterrichten wird. Das Ehrenamt hat auch seine Dienstzeit geprägt. So war er seit 1995 Vertrauensmann der Schwerbehinderten im Bundestag. Der Pensionär sagt aber auch, dass er Wandern, Rad fahren und sich nicht zuletzt um seine Familie kümmern will. Fragt man ihn, ob er in seinem Haus ein schlichtes Türschild mit der Aufschrift "Regierungsinspektor" aufbewahrt, dann lächelt Konrad Bruns und denkt daran, wie alles begann. hfr