Achtung! In Deutschland wird scharf geschossen dieser Tage. Auf Tore, Pfosten, Querlatten und, was für ein Treffer!, sogar auf Bären. Nach einem bösen Foul (Braunbär Bruno alias "JJ1" hatte in den sechs Wochen seines Deutschlandbesuches mehrere Schafe und Hühner erlegt) und dutzenden Verwarnungen (Bruno hatte sich geweigert, vom Feld zu gehen), haben die Schiedsrichter vom bayrischen Umweltministerium jetzt die rote Karte gezogen. Amtliches Endergebnis: Bruno ist raus. Ausgeschieden im Achtelfinale. Geschlagen am Spitzingsee von einem "staatlich beauftragten Sicherheitsteam" mit nur einem einzigen Schuss. 1:0 für Deutschland. Schade für Bruno.
Seine Fans haben schon einen Schuldigen für die misslungene Partie ausgemacht: Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU). Weil er den Bären zum Abschuss freigegeben hat, hat Bayern jetzt zwar einen Problembären weniger, dafür aber einen Problemminister mehr. Inzwischen stapeln sich Protestbriefe und Strafanzeigen auf dem Tisch des Politikers, die Opposition fordert seinen Rücktritt und die Wähler schwören öffentlich "Rache an den Wahlurnen". Irgendwie klingt das nach Platzverweis.
Und Bruno? Sicher ist, er hätte es "zu Gast bei Freunden" so hübsch haben können. Der Besuch aus dem Trentino hätte sich nur "vernünftig verhalten und eingliedern" müssen, wie ein Sprecher des Bundesamtes für Naturschutz nach Brunos finalem Ende verkündete. Und wirklich: Wir können doch erwarten, dass sich unsere Gäste a bisserl an die hiesigen Gepflogenheiten anpassen! Dass sie sich integrieren und sich nützlich machen, anstatt aus den Honigtöpfen der Nation zu schlecken! Aber Bruno hat ja lieber einen auf Revoluzzer gemacht, er hat die Schiedsrichter gefoppt und die gegnerische Mannschaft nebst finnischen Bärenjägern an der Nase herumgeführt - deutsche Behörden sehen so was gar nicht gern, das hätte er doch wissen müssen.
Für seine Fans wird er so allerdings erst unsterblich. Sie haben virtuelle Kondolenzbücher ins Leben gerufen ("Bruno war ein guter Bär") und handtellergroße Todesanzeigen ("Unser Bruno ist tot") geschaltet, manche sehen ihn sogar als "JJ Guevara" in die Geschichtsbücher eingehen. Sicher ist: Bruno mag zwar vorzeitig aus dem Turnier ausgeschieden sein, aber er ist schon jetzt Weltmeister der Herzen.
Seine Bärenruhe findet er jetzt - natürlich! - im Museum für "Mensch und Natur". Dort wird er in einem Glassarg schlummern, als "Ehrengast bei Freunden" sozusagen. Schade nur, dass Bruno in der Defensive so schwach war. Die bayerische Sturmspitze um Schnappauf und Co. hat ihn einfach vom Platz gefegt, und damit einmal mehr die gute alte Bundesliga-Weisheit bestätigt: Du kannst toll spielen, aber am Ende gewinnt immer Bayern München.