REISEBÜROS BEKLAGEN PROVISIONSKÜRZUNGEN DER LUFTHANSA
Bonn: (hib) to- Große Verwerfungen in der Branche befürchten der Bundesverband Mittelständischer Reiseunternehmen (asr) und der Deutsche Reisebüro-Verband (DRV) aufgrund der Provisionskürzungen durch die Deutsche Lufthansa. Dies verdeutlichte asr-Präsidentin Jutta Zedelmaier am Mittwoch vormittag im Tourismusausschuß. Die Lufthansa habe ihre Provisionen im innerdeutschen Verkehr um 45 Prozent und im innereuropäischen und internationalen Verkehr um 22 bis 45 Prozent abgesenkt. Dies führe zu nicht mehr kostendeckenden Verkäufen und zu Betriebsschließungen sowie zu Arbeitsplatzverlusten im Mittelstand, erklärte Zedelmaier. Mit Reisebüro-Ketten habe die Lufthansa separate Verträge geschlossen, deren Konditionen sie nicht kenne. Die deutsche Lufthansa habe eine marktbeherrschende Stellung, so die asr-Präsidentin. Die mittelständischen Reisebüros wollten keine Subventionen, sondern faire Rahmenbedingungen und die Möglichkeit, eine auskömmliche Provision zu erwirtschaften. Zedelmaier warf der Lufthansa vor, daß sie sich anderen konstruktiven Vorschlägen verweigere.
DRV-Generalsekretär Wolf Schöde ergänzte, die Lufthansa habe ihre Vorschläge im Februar dieses Jahres vorgestellt. Das Unternehmen könne diese Provisionskürzungen aufgrund seiner Markstellung faktisch auch durchsetzen. Der DRV habe ärgerlich reagiert und deutlich gemacht, daß man die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht einfach "im Vorbeigehen" verändern könne. Daraufhin habe die Lufthansa ihre Incentive-Programme (Zusatzprovision) besser ausgestaltet und zugesagt, bis einschließlich 2001 die jetzigen Konditionen nicht weiter zu verschlechtern. Dies gebe dem DRV Zeit, die Probleme in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit der Lufthansa zu erörtern. Der DRV wolle das Kranich-Unternehmen an dessen Aussage messen, daß für die mittelständischen Reisebüros eine auskömmliche Rendite gegeben sein müsse. Der DRV befinde sich in einem "konstruktiven Dialog" mit der Lufthansa, schließe aber auch rechtliche Schritte nicht aus. Mit den Mehreinnahmen aufgrund der Provisionssenkungen wolle die Lufthansa in Markterschließungen und Preisgestaltungen für Endkunden investieren, so Schöde. Zur Alternative, Beratungsgebühren in Reisebüros einzuführen, erklärte Wolf Schöde, man sehe auf absehbare Zeit keine Möglichkeit, eine solche "Strukturrevolution" einzuleiten. Die Struktur des selbständigen Reisebüros als Handelsvertreter habe sich bewährt, und es gebe keinen Grund, diese Struktur zu ändern. Monika Probst vom asr fügte hinzu, die Lufthansa habe die Reisebüros durch Änderungskündigungen zum 31. Mai unter Termindruck gesetzt. Die Provisionsabsenkung gehe bei den mittelständischen Reisebüros an die Existenz. Albrecht Feibel vom asr beklagte, daß es keinen Wettbewerb gebe. Die Rahmenbedingungen müßten so geschaffen werden, damit der Wettbewerb funktioniert.
Die SPD-Fraktion hielt es für dienlich, wenn asr und DRV in der Arbeitsgruppe gegenüber der Lufthansa mit einer Stimme sprechen würden. Man verstehe die Sorgen und Nöte und werde sich in der Sitzung am 23. Juni im Gespräch mit Lufthansa-Vertretern damit auseinandersetzen. Nach Ansicht der CDU/CSU hat die Lufthansa den Reisebüros nicht viele Alternativen gelassen. Die Fraktion regte an, das Thema im Tourismusbeirat der Bundesregierung zu erörtern, der sich vor kurzem konstituiert hat.