Annelies ¦trba, geboren 1947, Zug
Franz Beckenbauer vor seinem Porträt
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Annelies Štrba, geboren 1947, Zug (Schweiz), lebt und
arbeitet in Richterswil (Schweiz)
"Franz Beckenbauer", 2006
nach einem Foto von Masahide Tomikoshi von 1973
Inkjet auf Leinwand, ca. 135 x 97 cm, Auflage 50,
handsigniert von Franz Beckenbauer und Annelies Štrba
Porträt der Fußballer-Legende Franz Beckenbauer
Zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahre 2006 hat die Schweizer Foto- und Videokünstlerin Annelies Štrba ein Porträt der Fußballer-Legende Franz Beckenbauer geschaffen. Als Vorlage diente ihr ein Porträtfoto des japanischen Fotografen Masahide Tomikoshi. Er hatte es am 21. März 1973 aufgenommen nach einem Spiel des Fußballclubs Bayern München gegen Ajax Amsterdam. Dieses Viertelfinal-Spiel endete zwar für Bayern München siegreich 2:1, die Münchner schieden jedoch aufgrund des schlechteren Ergebnisses im Hinspiel aus dem European Club Cup aus. Diese Foto-Vorlage hat die Künstlerin am Computer überarbeitet und schließlich im Inkjet-Druck auf die Leinwand gebracht.
Inszenierung aus zufällig gewählten Blickwinkeln
Annelies Štrba wurde Anfang der 90er Jahre durch ihre Familienbilder als Künstlerin entdeckt. Sie hatte das Aufwachsen ihrer Töchter über die Jahre fotografisch begleitet. Diese Folge von Familienbildern, schwarz-weiß, gelegentlich unscharf und meist ohne Inszenierung aus zufällig gewählten Blickwinkeln, wirkte auf den ersten Blick wie ein normales Familienalbum. In ihrer Aneinanderreihung ergab sich jedoch gerade durch die altertümliche Schwarz-Weiß-Fotografie und die Unschärfe eine poetische und melancholische Geschichte vom Verfließen der Zeit, vom Abschied von der Jugend und vom Älterwerden. In die Reihe der Fotos hatte sie wie zufällig im Vorbeifahren durch die Fenster eines Autos aufgenommene Fotografien von Städten eingefügt, wodurch sich der Eindruck des Ephemeren noch verstärkte.
Bewußte Unschärfe der Konturen
Štrba wechselte später zur digitalen Fotografie und überarbeitet nunmehr das fotografische Ausgangsmaterial am Computer. Die auf diese Weise geschaffenen Bilder haben durch die bewußte Unschärfe der Konturen einen märchenhaften traumverlorenen Charakter. Oft legt auch das Motiv, etwa ein Junge auf einem weißen Pferd im Wald, eine Märchenerzählung nahe.
Beckenbauer zu einer Lichterscheinung stilisiert
In vergleichbarer Weise hat Annelies Štrba das Porträt Franz Beckenbauers gestaltet. Wie eine zweite Kontur, ein Halo oder Lichthof, umgeben ihn farbenprächtige in Rot- und Violett-Tönen gehaltene Lichtbänder. Beckenbauer wird so wortwörtlich zu einer Lichterscheinung stilisiert. Das Porträt greift somit Andy Warhols Verklärung von Beckenbauer zum Pop-Star aus dem Jahre 1977 auf, setzt aber stilistisch und inhaltlich eigene Akzente. Gezeigt wird ein jugendlicher Sportheros, aber kein plakativer Sieger. Vielmehr ist der Blick des Porträtierten in sich gekehrt, er schaut am Betracher vorbei in die Ferne und wirkt nachdenklich. So gelingt es Annelies Štrba, mit ähnlichen Stilmitteln wie Andy Warhol arbeitend, eine tiefere Bedeutungsschicht offenzulegen: Der Heros der Populärkultur wird zwar als Pop-Idol gefeiert, aber zugleich als Mensch in seiner Verletzlichkeit und Nachdenklichkeit gezeigt.
Text: Andreas Kaernbach, Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages