Experten uneinig über Ausweitung der aut-idem-Regelung
Berlin: (hib/RAB) Die von SPD und Bündnis 90/Die Grünen geplante Ausweitung der aut-idem-Regelung (Abgabe eines wirkstoffgleichen Arzneimittels) stößt sowohl auf Zustimmung als auch auf Kritik von Experten des Gesundheitswesens. Dies ist das Ergebnis einer öffentlichen Anhörung des Gesundheitsausschusses zum Arzneimittelausgaben-Begrenzungsgesetz ( 14/7144), die am gestrigen Mittwochabend stattfand. Demnach sollen Ärzte künftig nur noch den Wirkstoff verordnen und die Apotheker aus den fünf preisgünstigsten Produkten wählen. Volker Hansen von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hält diese Regelung für grundsätzlich akzeptabel, solange der Primat der Behandlungssicherheit der Patienten gewahrt bleibe. Auch müssten rechtliche Bedenken gegenüber einer solchen Änderung geklärt werden. In den Augen von Bernd Wegener vom Bundesverband der pharmazeutischen Industrie würde aut-idem eine ruinöse Situation für etwa 400 Unternehmen herbeiführen. Die Betriebe müssten dann die Preise senken, was einen massiven Preisverfall und eine Bereinigung des Marktes zur Folge hätte. Hans-Günter Friese von der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände wies darauf hin, dass nach den Plänen der Koalition die Ärzte weiterhin die Größe und die Darreichungsform der Medikamente festlegen sollen. Der Arzt behalte die Entscheidungshoheit, es werde lediglich eine wirtschaftliche Handlungsweise eingefordert. Außerdem werde bereits jetzt durch Importarzneimittel substituiert.
Auch der geplante Preisabschlag auf nicht festbetragsgeregelte Arzneimittel in Höhe von vier Prozent wurde kontrovers diskutiert. Für Cornelia Yzer vom Verband forschender Arzneimittelhersteller bedeutet der Abschlag einen massiven Eingriff in die Preisgestaltung der Unternehmen. Es sei ordnungspolitisch nicht haltbar und habe Auswirkungen auf den Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland. Momentan sei die Bundesrepublik der wichtigste Arzneimittelexporteur; dies werde nun gefährdet. Ein deutlich zu hohes Preisniveau von pharmazeutischen Produkten machte Gernot Kiefer vom Bundesverband der Innungskrankenkassen aus. Dies mache das Angebot der Pharmaindustrie, freiwillig 100 Millionen DM zu Gunsten der gesetzlichenKrankenversicherungen zu zahlen, überdeutlich. Auch Hans-Günter Friese sieht in dem Abschlag das größte Einsparpotenzial im Arzneimittelbereich. Damit könnten die Krankenkassen 800 Millionen DM sparen, während durch die aut-idem Regelung lediglich 500 Millionen DM gespart werden könnten. Auch Jürgen Klauber vom wissenschaftlichen Institut der AOK sieht in dem Preismoratorium und der geplanten Erhöhung des Apothekerrabatts von fünf auf sechs Prozent ein Einsparpotenzial von zusammen einer Milliarde DM. Auch die Analogpräparate seien mittelfristig ein sinnvolles Instrument für Einsparungen. Dies alles reiche aber nicht aus, um die Beiträge insgesamt stabil zu halten.