Erstes "Disease-Management-Programm" zugelassen
Berlin: (hib/VOM) Das Bundesversicherungsamt hat in diesem Monat das Programm der AOK Rheinland zur Behandlung von Brustkrebspatientinnen zugelassen. Dabei handelt es sich um ein "strukturiertes Behandlungsprogramm" (Disease-Management-Programm), das über den Risikostrukturausgleich der Krankenkassen finanziell gefördert wird, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung ( 15/869) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion ( 15/786). Wie die Regierung erläutert, werden die Patienten in den Programmen nach den aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft behandelt. Die Programme gewährleisteten verbindliche und aufeinander abgestimmte Behandlungs- und Betreuungsprozesse über Krankheitsverläufe und institutionelle Grenzen hinweg. Sie trügen dazu bei, Über-, Unter- und Fehlversorgung zu beseitigen. Durch die besondere Berücksichtigung von Versicherten, die in strukturierte Behandlungsprogramme eingeschrieben sind, erhielten die Krankenkassen erstmals einen Anreiz, in einen Wettbewerb um die beste Qualität der medizinischen Versorgung einzutreten, ohne befürchten zu müssen, dadurch im Wettbewerb benachteiligt zu werden. Krankenkassen mit einer überdurchschnittlich hohen Zahl eingeschriebener chronisch kranker Versicherter würden finanziell entlastet, so dass die Verteilungsgerechtigkeit im Risikostrukturausgleich und die Wettbewerbsgerechtigkeit zwischen den Krankenkassen erhöht werden könne.
Zur Umsetzung des Programms der AOK Rheinland sei zusammen mit den übrigen in der Region tätigen Krankenkassen ein Vertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein vereinbart worden, an dem zahlreiche Krankenhäuser beteiligt seien. Die übrigen Krankenkassen hätten ebenfalls Anträge zur Zulassung ihrer Programme vorgelegt. In verschiedenen Regionen würden zur Zeit weitere Verträge über strukturierte Behandlungsprogramme für Brustkrebs verhandelt. Die Regierung erwartet, dass die Zulassung des Programms der AOK Rheinland beispielhaft für die Entwicklung weiterer Programme der übrigen Krankenkassen ist und künftige Zulassungsverfahren beschleunigen wird. Beim Krankheitsbild Diabetes mellitus Typ 2 stehe ein solches Programm kurz vor der Zulassung. Zu seiner Umsetzung sei ein Vertrag zwischen den Betriebskrankenkassen Salzgitter, TUI und Publik und einem lokalen Ärztenetzwerk in der Region Salzgitter beschlossen worden.
Wie aus der Antwort weiter hervorgeht zeichnen sich diese Programme durch die Einbeziehung aller relevanten Leistungserbringer sowie eine sektorenübergreifende und gut koordinierte Versorgung aus. Die Patienten profitierten durch die geförderte Zusammenarbeit der Ärzte und der übrigen Leistungserbringer. Die Programme würden nur zugelassen, wenn in den Verträgen eine sektorenübergreifende Behandlung über die gesamte Versorgungskette sichergestellt wird. Die Regierung schließt allerdings nicht aus, dass die vermehrte Einführung strukturierter Behandlungsprogramme bei den Krankenkassen zunächst zu Mehrausgaben auf Grund der Entwicklung, Durchführung und Auswertung der Programme führt. Diese Mehrkosten könnten aber nach der Einführungsphase Minderausgaben durch bessere Versorgung der eingeschriebenen chronisch Kranken gegenüber stehen. Einsparungen würden etwa durch die Vermeidung kostenintensiver Krankheitsstadien wie der Dialysepflichtigkeit bei Diabetes erzielt. Die Teilnahme an den Programmen sei sowohl für die Versicherten als auch für die Leistungserbringer freiwillig, heißt es weiter.