Gesamtwirtschaftliche Leistung 2002 im Osten erstmals rückläufig
Berlin: (hib/VOM) Die gesamtwirtschaftliche Leistung ist in den neuen Ländern im vergangenen Jahr erstmals leicht um 0,2 Prozent zurückgegangen und blieb erneut knapp hinter der Entwicklung in den alten Ländern (plus 0,3 Prozent) zurück. Dies teilt die Bundesregierung in ihrem Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit 2003 ( 15/1550) mit. Auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene habe die ostdeutsche Wirtschaftsleistung pro Kopf der Bevölkerung mit 62,7 Prozent etwa das Ergebnis der vorangegangenen Jahre erreicht. Im Vergleich zu 1991, in dem das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lediglich 33,4 Prozent des Westniveaus erreicht habe, stelle dies etwa eine Verdoppelung der wirtschaftlichen Leistung dar. Erfreulich sei die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe verlaufen, das mit einem Wachstum von 4,4 Prozent ein gutes Ergebnis erreichte (minus 0,8 Prozent in den alten Ländern). Demgegenüber habe sich der Kapazitätsabbau im Baugewerbe fortgesetzt. Das reale Bauvolumen habe sich um rund sieben Prozent vermindert. Insgesamt habe sich die Wirtschaft der neuen Länder weiter zu einer international wettbewerbsfähigen Struktur hin fortentwickelt. Die Produktivität habe sich 2002 auf 71,1 Prozent des Westniveaus erhöht. Die Lohnstückkosten hätten sich seit 1991 von 141,1 Prozent des Westniveaus auf 108,5 Prozent verringert. Damit befinde sich das ostdeutsche verarbeitende Gewerbe auf einem wettbewerbsfähigen Kostenniveau in der internationalen Konkurrenz.
Unzufrieden zeigt sich die Regierung mit der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Zwar habe aufgrund der günstigen Entwicklung das Beschäftigungsniveau im verarbeitenden Gewerbe mit einem nur leichten Rückgang gegenüber 2001 von 0,4 Prozent nahezu gehalten werden können. Die Entwicklungen in der Bauwirtschaft und anderen Zweigen hätten jedoch zu einer um rund drei Prozent auf 5,25 Millionen verringerten Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten geführt. Zusammen mit den Selbstständigen seien damit rund 5,75 Millionen Personen beschäftigt gewesen. Die Arbeitslosenquote habe im Jahresdurchschnitt mit 18,5 Prozent einen neuen Höchstwert erreicht und damit um rund zehn Prozentpunkte über dem Niveau der alten Länder gelegen. Neue Produkte und innovative Produktionsverfahren sieht die Regierung als Schlüssel für mehr Absatzchancen sowie für mehr Wachstum und Beschäftigung im Osten. Die modernen Wachstumszentren in den neuen Ländern spielten bei Innovationen eine Vorreiterrolle, strahlten oft auf die umliegenden Regionen aus und hätten damit das Potenzial für eine expansive wirtschaftliche Entwicklung. Aktive Arbeitsmarktpolitik werde noch für längere Zeit notwendig sein, so die Regierung. Es komme darauf an, die Effizienz und Zielgenauigkeit der Maßnahmen zu verbessern, um gezielter als bislang Brücken zu mehr Beschäftigung zu bauen.