Chancen und Risiken des Tourismus bei der weltweiten Armutsbekämpfung
Berlin: (hib/WOL) Im Rahmen von zehn vorrangigen Ansatzpunkten zur weltweiten Armutsbekämpfung kann dem Tourismus eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zukommen. Dies erklärt die Bundesregierung in der Antwort ( 15/3031) auf eine Große Anfrage der CDU/CSU ( 15/2027). Danach ist der Tourismus in den vergangenen Jahren zu einem der weltweit wichtigsten Wirtschaftssektoren geworden, was unter anderem durch den Anstieg von Flugpassagierzahlen belegt werde. Gerade für Länder, die über weniger Rohstoffe verfügen und im industriellen Sektor oder im Dienstleistungsbereich auf dem Weltmarkt noch nicht konkurrenzfähig seien, biete der Tourismus ein Potenzial für wirtschaftliche Entwicklung und Schaffung von Einkommen. Dieses Potenzial wird laut Bundesregierung auch heute schon zum Teil mit Unterstützung durch bilaterale Entwicklungszusammenarbeit genutzt - "wenngleich noch in kleinerem Umfang".
Den Chancen durch Tourismus stehe jedoch ein nicht zu vernachlässigendes Risiko durch enorme ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Verwerfungen gegenüber, heißt es in der Antwort weiter. Während der weltweit zunehmende Flugverkehr, begünstigt durch Preiskämpfe und Billigfliegerangebote Auswirkungen auf Umwelt und Klima weltweit habe, sei davor zu warnen, zu große Hoffnungen in den Tourismus zu setzen. Nicht vorhersehbare Ereignisse wie kriegerische Auseinandersetzungen, Terrorismus und weltumspannende Epidemien wie etwa SARS können nach Aussage der Bundesregierung unmittelbare und nachhaltige Auswirkungen auf einen so sensiblen Wirtschaftssektor wie den Tourismus haben. Außerdem könne die Missachtung von Kulturen und Traditionen zu gesellschaftlichen Verwerfungen in den besuchten Ländern führen. Eingriffe in die Lebensgrundlagen der Bevölkerung und die wirtschaftliche Not am Menschen könnten die Folge und Begleiterscheinung eines ungelenkten Tourismus sein.
Detailliert wird in der Antwort unter anderem auf das kulturelle Angebot, auf Infektionsgefahren sowie auf die Problematik des Sextourismus eingegangen. Außerdem gibt sie Kurzinformationen über die zehn wichtigsten Reiseländer der Dritten Welt, die von Deutschen in den letzten zehn Jahren besucht wurden. In dieser Liste der führenden zehn Entwicklungsländer in Sachen Tourismus stand Tunesien im Jahr 2001 mit 934 747 "Ankünften" auf Platz "Eins", gefolgt von Ägypten mit 715 066, Thailand mit 398 034, Dominikanische Republik mit 333 559, Brasilien mit 320 050, China mit 253 354, Republik Südafrika mit 207 511, Marokko mit 196 700, Indonesien mit 184 334 und neuerdings Kuba mit 171 851 Besuchern.