Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union/
Berlin: (hib/AS) Für die Stärkung des freien
Warenverkehrs, die Senkung der Roaming-Gebühren und die
Liberalisierung der Postdienste erwartet die Bundesregierung "klare
politische Signale" vom Europäischen Rat in Brüssel. Die
Themen sind Teile der so genannten Lissabon-Strategie, über
deren Fortschritt traditionell auf dem Frühjahrsgipfel der EU
beraten wird, der am 8. und 9. März tagt. Ein Vertreter der
Bundesregierung sagte, dass für Preissenkungen bei den
Roaming-Gebühren auf dem Telekomrat alle Mitgliedstaaten ihre
Unterstützung signalisiert hätten. Als hoch umstritten
gilt hingegen die Liberalisierung der Postdienste. Es bestehe nicht
die Absicht, eine Veränderung der bestehenden
Liberalisierungsbestrebungen vorzunehmen, sagte der Sprecher der
Bundesregierung. Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Kommission
eine neue Postrichtlinie vorgelegt. Während einige
Mitgliedstaaten an einem Kurs der Liberalisierung festhalten
wollen, möchten andere das bisherige Prinzip eines
"Universaldienstes" beibehalten. Zu der Befürchtung, die
Liberalisierung der Postdienste könne zu
Beschäftigungsverhältnissen mit niedrigen Löhnen
führen, erklärte der Regierungsvertreter: "Ich denke
nicht, dass wir mit Dumping-Löhnen aus anderen Mitgliedstaaten
konfrontiert werden." Die Bundesregierung erhoffe sich von der
Liberalisierung Anreize für den Arbeitsmarkt und höhere
Beschäftigung. Die CDU/CSU äußerte die Hoffnung,
dass sich die Postliberalisierung in ganz Europa durchsetzen werde.
Sie bewerte die anstehende Liberalisierung der Postdienste deshalb
positiv, da gerade auf liberalisierten Märkten die
Beschäftigungszahl nach oben gehe. Die SPD betonte, dass es
nicht darum gehe, die Liberalisierung an sich in Frage zu stellen,
"sondern es geht um das Wie". Das flächendeckende Angebot der
Post - gerade auch im ländlichen Raum - dürfe nicht in
Frage gestellt werden. Zudem dürften Arbeitsplätze im
Postbereich auch nicht "unter massiven Druck" geraten. Auch die FDP
appellierte, an der Liberalisierung festzuhalten: "Lassen Sie uns
nicht den Wettbewerb scheuen", sagte eine Abgeordnete der Fraktion
und verwies darauf, dass die Post bereits erhebliche Gewinne
gemacht habe. Die Linke ging auf die soziale Folgenabschätzung
ein und wollte von der Bundesregierung wissen, welche Rolle zum
Beispiel der vor kurzem veröffentlichte Bericht über
Armut in der Europäischen Union bei den Beratungen spiele.
Bündnis 90/Die Grünen begrüßte die geplanten
Maßnahmen für eine Senkung der Roaming-Gebühren.
Gerade ein solches Projekt sei wichtig, damit "die Menschen sehen,
was die Europäische Union bringt", sagte ihr Vertreter.